Kulturpolitik: Jazzbericht 2024
Die Bundeskonferenz Jazz als Interessenvertretung der Jazzszene hierzulande stellte vergangene Woche ihren „Bericht zur Situation des Jazz in Deutschland 2024“ vor. Darin heißt es, dass die Initiative Musik als eines der zentralen Förderinstrumente für Jazz umfassend reformiert werden muss. So sollen die Strukturen und Fördermechanismen gezielt auf die Bedürfnisse der Jazz- und Improvisationsszene ausgerichtet werden. Jazz soll als eigenständiger Kulturbereich innerhalb der Initiative Musik verankert werden, um dessen Förderung langfristig und nachhaltig zu gestalten. Weiterhin bedarf es des Ausbaus von institutionell geförderten Spielstätten und einer nationalen Strategie zur Förderung von Jazzbildung, um die Zukunft des Jazz als Kunstform und kulturelles Aushängeschild zu sichern.
Ein großes Thema ist die soziale Situation von Musiker/-innen, die weiterhin zum größten Teil unter prekären Bedingungen arbeiten. Mehr als 95 Prozent arbeiten auf selbstständiger Basis. Wichtigste Einkommensquelle sind Konzerte und eine pädagogische Tätigkeit. Unzureichende Vergütung, fehlende soziale Absicherung und mangelnde Rentenansprüche gefährden jedoch die soziale Sicherheit der Jazzkünstler/-innen. Hier müssen neue Modelle der nachhaltigen finanziellen und sozialen Absicherung erarbeitet werden. So heißt es in dem Bericht: Die in der „Jazzstudie 2022“ befragten Jazzmusiker/-innen verfügen über weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens der Bundesbürger/-innen – ein erschreckend niedriger Wert vor dem Hintergrund einer in der Regel hohen akademischen Qualifikation. Das zu versteuernde Jahreseinkommen von Jazzmusiker/-innen lag 2021 im Durchschnitt bei etwa 21.000 Euro. Rund 40 Prozent der Befragten hatten ein Jahreseinkommen von weniger als 12.500 Euro im Jahr. Nur 14 Prozent gaben ein zu versteuerndes Einkommen von über 40.000 Euro an. Insgesamt ist das Einkommensniveau im Jazz niedriger als in anderen Musik- und Kulturbranchen und für Frauen noch einmal niedriger als für Männer.
Aufgrund hoher Betriebskosten und geringer öffentlicher Förderung droht in vielen Regionen das Aus für wichtige Jazzspielstätten und Festivals. Dies würde die kulturelle Vielfalt gefährden. Der Abbau von Jazzsendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie die rückläufige Berichterstattung in Print- und Online-Medien hat Auswirkungen auf die Wahrnehmung und Sichtbarkeit des Jazz und der improvisierten Musik. Der Bericht fordert deshalb feste Sendeplätze und regelmäßige Formate, um die Vielfalt des Genres abzubilden. Eine weitere Forderung ist es, den Jazz stärker international durch den Ausbau von Austauschprogrammen, Residenzen und internationale Kooperationen zu vernetzen, um die Präsenz von Jazzmusiker/-innen auf internationalen Bühnen zu erhöhen.
Weiterführende Links
„Bericht zur Situation des Jazz in Deutschland 2024“