Reform: Der Jazz in der ARD
Seit dem 23. September sind die Kulturradios der ARD enger zusammengerückt – zumindest für die drei Abendstunden ab 20 Uhr. Ganz so dramatisch wie Anfangs befürchtet sind die Folgen dieser sogenannten Strukturreform dann doch nicht. Vorerst nur an zwei von fünf Wochentagen kommt man tatsächlich zu einer gemeinsamen Sendezeit zusammen. Für den Jazz heißt es demnach am Montagabend ab 22 Uhr eine Stunde lang „Spotlight“, um ein Schlaglicht auf die Improvisationsmusik unterschiedlichster Künstler/-innen zu werfen, während am Mittwoch zur selben Uhrzeit „Das Magazin“ auf Sendung geht, in dem „außergewöhnliche Veröffentlichungen, relevante Ereignisse und aktuelle Debatten rund um den Jazz diskutiert“ (Pressemitteilung der ARD) werden sollen.
Komplizierter stellt sich das Abendprogramm am Dienstag, Donnerstag und Freitag dar. Während WDR 3 und BR-KLASSIK wie gehabt in ihrem jeweiligen Sendegebiet dann auf Sendung sind, können am Dienstag und Donnerstag die Jazzredaktion von SWR 2 mit dem Kulturradio hr2 und die von NDR Kultur mit radio3 von rbb kooperieren. Wie es in der Pressemitteilung der ARD heißt, sind davon die popkulturell orientierten Wellen der ARD ausgenommen – wie zum Beispiel Bremen Zwei und MDR Kultur. Die gestalten von Montag- bis Donnerstagabend ein eigenes, gemeinsames Programm mit Soul, Jazz, Singer-Songwriter, Folk und Musikkulturen. Große Erwartungen hatte man mit dem zuerst als „Landing-Page ARD Jazz“ bezeichneten, nun als „Online-Angebot ARD Jazz“ beschriebenen, digitalen Auftritt geweckt. Doch die ambitionierten Online-Pläne wurden Ende Oktober von der Ministerpräsident/-innen-Konferenz erst einmal auf Eis gelegt. Die hat nämlich entschieden, dass die Online-Inhalte der ARD im linearen Hörfunk ausgestrahlt werden müssen, bevor sie digital veröffentlicht werden dürfen.
Für die Wellen-Leitungen der ARD-Kulturradios scheint der Samstagabend wie geschaffen zu sein für die Oper. Jedenfalls geht man ab 20:05 Uhr mit diesem vor allem bei älteren Jahrgängen so beliebten Musik-Genre drei Stunden lang auf Sendung. Eine Neuerung für den Jazz ist auch zu vermelden: Jedes erste Wochenende im Monat gibt es regelmäßig in der Nacht von Samstag auf Sonntag ab 0:05 Uhr eine gemeinsame, sechsstündige Jazznacht, gestaltet und verantwortet durch die Jazzredaktionen der ARD-Kulturradios (ohne Beteiligung der popkulturellen Wellen). Die erste dieser ARD-Jazznächte ist vom 7. auf den 8. Dezember geplant.
Der Status quo zwei Monate nach dem Start dieser Reform lässt vermuten, dass man sich in den Führungsetagen der ARD dann doch auf einen Kompromiss geeinigt hat. Noch Ende Mai war nämlich die Befürchtung groß, dass die einstmals gut 150 Sendestunden Jazz pro Monat im ARD-Hörfunk auf gerade einmal 16 eingedampft würden. Das hat sich vorerst nicht bewahrheitet. Doch die arg zurückhaltende Kommunikationsstrategie vor allem der ARD-Intendanzen in den zurückliegenden Monaten lässt argwöhnen, dass der begonnene Reformprozess noch nicht an sein Ende gekommen ist.
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„ARD Jazz”