Paolo Fresu

Kind Of Miles

(Tŭk Music/edel)

Paolo Fresu – Kind Of Miles (Cover)Schön. Würdevoll. Absolut angemessen, um eine Ikone wie Miles Davis stilvoll und gebührend zu ehren. Und für einen erwiesenen Könner wie Paolo Fresu mehr als bloß biederes Handwerk. Man könnte über die Hommage des italienischen Trompeters wieder pflichtschuldig in Superlativen schwelgen, den Hut vor seinem mal schwebenden, mal messerscharfen Ton ziehen oder sein melancholisches Dämpferspiel preisen. Wenn da nicht dieser überall spürbare Drang wäre, um jeden Preis eine Art „Miles Reloaded“ zu präsentieren, sich ja um kein Jota vom legendären Sound zu entfernen. Das gilt sowohl für Teil eins des Doppelalbums, das unter „Shadows“ firmiert und die akustische Phase des „Schwarzen Prinzen“ mit Themen wie „Autumn Leaves“, „Summertime“ oder „Bess, You Is My Woman“ beleuchtet, wie auch für die düstere elektrische Ära (warum „Lights“?) mit wummernden Bässen, Fender Rhodes, E-Gitarren und Synthesizern. Zum Glück greift Fresu bei Letzteren lediglich auf das ikonische „Time After Time“ aus dem Originalrepertoire zurück, die anderen Titel stammen aus seiner Feder oder der seiner Bandkollegen. Aber man kann sich in jeder Sekunde vorstellen, wie Miles 2025 im Studio steht und genau so bläst. Good job, Paolo! Aber dann eigentlich schon lieber das Original.

Text
Reinhard Köchl
, Jazz thing 157

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