WDR Liminal Music Prize: George Lewis & Trickster Orchestra
Cymin Samawatie & Ketan BhattiEin Trickster ist eine Figur aus der Mythologie, der in der Regel einen zwiespältigen Charakter hat, weil er einerseits listig agiert und sich andererseits auch tollpatschig zeigt. Nach dem Schweizer Psychologen C. G. Jung ist ein „Trickster ein kosmisches Urwesen göttlich-tierischer Natur, dem Menschen einerseits überlegen vermöge seiner übermenschlichen Eigenschaften, andererseits unterlegen vermöge seiner Unvernunft und Unbewustheit.“ So in etwa lässt sich auch das 2013 von Cymin Samawatie, Ketan Bhatti und Philipp Geisler gegründete Trickster Orchestra beschreiben, das sich als Kollektiv von Musiker/-innen verschiedener Nationalitäten, Biografien und Vitae begreift, um die oftmals grundverschiedenen Ästhetiken einer elektronischen und Neuen Musik mit klassischen Musiktraditionen aus aller Welt, Jazz, Alter Musik, „Weird Pop“ und freier Improvisation zu kombinieren.
Mit dem afroamerikanischen Posaunisten und Komponisten, Musikwissenschaftler und Jazzforscher George Lewis bekommt das Trickster Orchestra dieses Jahr den mit 10.000 Euro dotierten WDR Liminal Music Prize, der am 3. Mai im Rahmen der Wittener Tage für neue Kammermusik vergeben wird. Der 1952 geborene Lewis gehört zur zweiten Generation von Musiker/-innen der Chicagoer „Association for the Advancement of Creative Musicians“, zudem ist er mit seinem Anfang der 1980er-Jahre entwickelten „Voyager“-Programm Pionier für computergestützte (Improvisations-)Musik – und somit in gewisser Weise auch ein „Trickster“.
„Mit der Auszeichnung des Komponisten George Lewis und des Trickster Orchestra möchte der WDR Liminal Music Prize unterstreichen, wie essenziell der Prozess der wechselseitigen Annäherung bei der Entstehung innovativer Konzepte ist“, so WDR 3-Programmchef Matthias Kremin. „Das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, von Spontaneität und fixierter Vorüberlegung stehen dabei ebenso auf dem Spiel wie die Frage nach der eigenen und der kollektiven Identität. Jeder muss über seine Grenzen gehen, um an einen neuen, dritten Ort zu gelangen.“
Weiterführende Links
Wittener Tage für neue Kammermusik