RIP: Horace Parlan

Zum Tode von Horace ParlanHorace ParlanDie Voraussetzungen, eine Karriere als Jazzpianist zu machen, waren für Horace Lumont Parlan, 1931 in Pittsburgh geboren, denkbar ungünstig. Als Fünfjähriger bekam er Kinderlähmung, seine rechte Körperhälfte war daraufhin zehn Tage gelähmt. Zu Therapiezwecken entschlossen sich die Eltern, dass ihr Sohn Klavierunterricht bekam. Parlans zweite Lehrer entwickelte dann mit seinem Schüler eine besondere Technik: „An meiner rechten Hand konnte ich den Mittel- und den Ringfinger nicht richtig benutzen“, erzählte der Pianist, als ihn Arne Reimer für unseren Fotoband „American Jazz Heroes Vol. 2“ in seiner zweiten Heimat Dänemark besuchte. „Deshalb musste ich die linke Hand stärker entwickeln, die sehr schnell wurde und die schwache rechte Hand immer spielerisch unterstützen musste.“

Seine ersten Jobs als Pianist spielte Parlan noch in seiner Heimatstadt, unter anderem mit Dizzy Gillespie und Sonny Stitt. Dieser Saxofonist war es dann, der Parlan nach New York holte, wo er 1957 von Charles Mingus sofort für dessen Band engagiert wurde. 1960 erschien sein Blue-Note-Debüt, „Movin‘ & Groovin‘“, dem weitere Alben unter eigenem Namen folgen sollten. 1973 zog Parlan nach Dänemark, lernte dänisch zu sprechen und wurde später dänischer Staatsbürger. Durch die Folgen seiner Kinderlähmung klang seine Akkordbegleitung für viele der amerikanischen Hardbopper irritierend. Wohl deshalb war Parlan immer wieder auch im Grenzbereich zwischen Jazz-Tradition und -Avantgarde anzutreffen, vor allem seine Zusammenarbeit mit Archie Shepp in den 1970ern zeigte ihn als einen variantenreich die unterschiedlichen Idiome wechselnden Pianisten. Horace Parlan ist am 23. Februar in Dänemark gestorben, er wurde 86 Jahre alt.

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Horace Parlan

Text
Martin Laurentius

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