R.I.P.: Gil Scott-Heron

Gil Scott-HeronGroß und hager, früh gealtert saß er bei seinen letzten Interviews da. Erschöpft, aber präsent. Er redete hastig, die Worte überstürzten sich. Gil Scott-Heron wurde 1949 in Chicago, Illinois, geboren und wuchs bei seiner Großmutter in Jackson, Tennessee, auf. Schon früh veröffentlichte er die Erzählungen „The Vulture“ und „The Nigger Factory“, sowie den Gedichtband „Small Talk At 125th And Lenox“. Als Student der Lincoln University, Pennsylvania, begegnete er Brian Jackson, mit dem er 1970 die Midnight Band gründete. Gil Scott-Herons Kompositionen wurden auch durch andere Interpreten populär, LaBelle nahm „The Revolution Will Not Be Televised“ auf, Roberta Flack und Esther Phillips „Home Is Where The Hatred Is“. Zu den frühen sehr jazzbeeinflussten Platten gehören „Winter In America“ und „The First Minute Of A New Day“.

„In vielen Zeitungen und Magazinen war zu lesen, dass ich der Godfather von jungen Poeten und Rappern gewesen sei und einen großen Einfluss mit dem, was ich tue, auf sie ausgeübt hätte“, resümierte Scott-Heron im Interview mit Christian Broecking. „Das finde ich jedoch irgendwie zu vordergründig. Ich spreche über Respekt, vor allem gegenüber der Community, und wie man ihn erhält, indem man ihn anderen erweist. Ich fürchte, viele Leute missverstehen mich, da sie nicht den kompletten Gil Scott-Heron kennen, sondern nur einige Ausschnitte. Wir versuchen darüber zu informieren, wo wir herkommen. Und wenn jemand so sein möchte wie wir, wird er wissen, was er zu tun hat. Ich meine damit, dass Rap für mich schon überholt war, als viele dieser Kids gerade erst geboren wurden. Es geht mehr um Prinzipien als um die Konzentration auf einzelne Erscheinungen. Die Revolution hat sich nicht verändert, sie nimmt unaufhörlich ihren Fortgang, ob es einem gefällt oder nicht. Revolution bedeutet Veränderung, und die Dinge wandeln sich nun mal permanent. Wer hingegen meint, die Revolution auf der Straße beobachten zu können, wird sie dort nicht finden.“

Zwischen 2001 und 2003 musste Scott-Heron eine Haftstrafe wegen Kokainbesitzes verbüßen – 2004 trat er zusammen mit Oscar Brown Jr. und Amiri Baraka bei der Eröffnung des Jazz At Lincoln Center-Konzerthauses in New York auf. 2006 wurde er für eine Gefängnisstrafe zwischen zwei und vier Jahren verurteilt. Er hatte sich einem staatlich angeordnetem Entziehungsprogramm entzogen, da man ihm dort angeblich eine Behandlung gegen HIV verweigert hatte. Anderen Angaben zufolge hatte er die Klinik ohne Genehmigung verlassen, um einen gemeinsamen Auftritt mit Alicia Keys zu absolvieren. Im September 2007 trat er im New Yorker Club S.O.B. auf, ein zweites Konzert im Oktober fiel jedoch wegen erneuter Verhaftung aus. Zuletzt machte er mit einer neuen CD und zahlreichen Auftritten wieder von sich reden, gerade erst war er aus Europa zurückgekehrt. Am 27. Mai ist Gil Scott-Heron in einem New Yorker Krankenhaus gestorben. Er wurde 62 Jahre alt.

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