Ray Bryant: RIP
Seine Laufbahn als Pianist begann schon früh: Im Alter von fünf Jahren erkannte Ray Bryants Mutter das Talent ihres Sohnes und schickte ihn zum Klavierunterricht. Als Zwölfjähriger hatte er seine ersten professionellen Jobs – in den Bars seiner Heimatstadt Philadelphia. Später wurde der Pianist Teil der Jazzszene in Philadelphia. „Ich hing ab mit Typen wie Philly Joe Jones, Benny Golson oder den Heath-Brüdern“, erzählte er vor sechs Jahren dem amerikanischen Jazztimes Magazine. „Wir spielten damals oft Jam-Sessions im Haus vom Trompeter Johnny Coles.“
In der ersten Hälfte der 1950er war Bryant Hauspianist im Blue Note, dem Jazz-Club in Philadelphia. In dieser Zeit begleitete er viele namhafte Jazzmusiker: Charlie Parker zum Beispiel, aber auch Miles Davis und Sonny Stitt. Danach ging er nach New York, wo er ein vielbeschäftiger Studiomusiker und Sideman wurde. Dort traf er auch auf den Produzenten John Hammond, der ihn zu Columbia Records holte. Und auf seinem Label-Debüt war auch das Stück „Little Susie“, das überraschend ein Hit werden sollte. „Die Idee dazu hatte ich schon während meiner Zeit mit Jo Jones“, erinnerte sich Bryant in Jazztimes. „Wir hatten keinen ,Theme Song‘ damals – und Jones sagte: ,Spiel einfach einen Blues‘. Und ich endete mit einem kurzen Thema, das später ,Little Susie‘ wurde.“
Doch der Pianist ruhte sich auf seinem Erfolg keineswegs aus: Er verfeinerte seine Technik und mixte seinen subtilen Swing mit Stride-Bässen der linken und Bebop-Läufen der rechten Hand. Aufsehen erregte er zum Beispiel 1972 mit seinem Solo-Konzert beim Montreux Jazzfestival. „Sofort als ich begann, spürte ich, dass das Publikum hinter mir war – und die Sache begann zu laufen.“ Am 2. Juni 2011 ist Ray Bryant nach langer Krankheit im New York Hospital in Queens gestorben. Er wurde 79 Jahre alt.