Tom Harrell
The Time Of The Sun
(High Note/ZYX)
In einer auf Sensationen ausgerichteten Medienwelt genügt es schon lange nicht mehr, ein begnadeter Musiker zu sein. Zum Gesetz der Ellbogengesellschaft gehört, dass sich nur die Leute mit einem Talent zur Selbstdarstellung gut vermarkten lassen. Kein leichtes Umfeld für einen sensibel agierenden Musiker wie Tom Harrell. Die Bühnenpräsenz des genialen Trompeters hat so wenig vom strahlenden Optimismus, den viele andere, eher nichts sagende Interpreten vor sich her tragen. Die Eingebundenheit seiner Bewegungen und seine scheinbare Entrücktheit rühren von der Einnahme starker Medikamente her, die er wegen seiner schon im jugendlichen Alter diagnostizierten Schizophrenie einnehmen musste. Aber sobald Harrell die Trompete an die Lippen setzt und im Kontext seiner Band mit Wayne Escoffery (Tenorsax) und Danny Grissett (Piano und Fender Rhodes) mit brisanten Soli in Originals wie „Estuary“ und „Modern Life“ Kontakt zum Zuhörer aufnimmt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass seine Auslegungen zu dem Bild eines in sich ruhenden Vulkans passen.