RIP: Henry Storch
Wenn jemand in Deutschland den Titel „Soul Man“ verdient hatte, dann er: Seit den 1980er-Jahren war Henry Storch als DJ, Clubbetreiber, Veranstalter und Labelchef unermüdlich im Dienste seelenvoller Musik unterwegs. Aus der Mod-Szene stammend, gehörte seine große Liebe dem Sixties-Soul, rauem Rhythm & Blues und auch Garage-Punk. Die größten Erfolge feierte sein Label Unique mit Soul- und Funk-Bands wie Osaka Monaurail, Laura Vane & The Vipertones oder Al Supersonic & The Teenagers. Mit „Hip Teens (Don’t Wear Blue Jeans)“ vom Frank Popp Ensemble gelang ihm sogar ein veritabler Hit. Auf sein Label (und von 1995 bis 2006 auch in seinen gleichnamigen Club in der Düsseldorfer Altstadt) holte Storch aber auch immer Akteure aus anderen Genres: Der Jazz war etwa mit dem Xaver Fischer Trio vertreten, mit N.O.H.A. fand ein jazzgetränktes Drum & Bass-Projekt hier ebenso ein Zuhause wie unlängst die Düsseldorf/Kölner Neo-Psychedelic-Band Love Machine. Dabei ging es ihm nie nur um die Musik alleine: Er musste auch die Menschen dahinter mögen.
Als DJ war er für wilde Mischungen unterschiedlichster Stile bekannt, die aber immer von „Soulfulness“ durchzogen waren – natürlich möglichst von 7“s abgespielt. Mit gleichgesinnten und befreundeten DJs wie Eddie Piller und Keb Darge legte er regelmäßig auf, sogar sein erklärter Held Paul Weller verpflichtete ihn als Tour-DJ. Auf Soul-Weekendern und -Parties in ganz Europa war er eine feste Größe. In seiner Heimatstadt Düsseldorf engagierte er sich zudem als Streiter für eine unabhängige, lokal verwurzelte, aber weltoffene Kulturszene und gegen Überkommerzialisierung: So rief er etwa mit dem Golzheimfest ein kostenloses zweitägiges Open-Air-Kulturfestival für seine erweiterte Nachbarschaft ins Leben.
Als am Morgen des 27. Februar die Nachricht von seinem Tod bekannt wurde, füllten sich die sozialen Medien schnell mit Trauerbekundungen von Freunden und Weggefährten. In der Nacht vom 26. auf den 27. Februar ist er im Alter von 49 Jahren überraschend verstorben. Er hinterlässt eine Frau und einen Sohn. Sein Label Unique soll weitergeführt werden, hieß es in einem ersten Statement. Der soulful Spirit von Henry Storch wird weiterleben. Text: Guido Halfmann
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Unique Records