Norwegisch-Bergisch
Interkulturelles Kochen mit Solveig Slettahjell und Julian & Roman Wasserfuhr
Norwegischer Lachs, Bergischer Panhas mit Bratkartoffeln und Apfelkompott, französische Ente: Beim Treffen unseres Chefgourmets Dieter Ilg mit der norwegischen Sängerin Solveig Slettahjell und den Brüdern Roman und Julian Wasserfuhr aus dem Bergischen Hückeswagen wurde eine Küche in Berlin zur Fusion-Küche.
Fjord hin, Fjord her. Berg rauf, Berg runter. Fleißig wie eine Biene hatte Gastgeberin Vivian Peruth unser Zusammentreffen arrangiert und im Vorfeld ihre Küche als Opferstätte dargeboten. Die Berliner Agenturleiterin organisierte mit großem Einsatzwillen und auch Spaß das mit den Gebrüdern Wasserfuhr und Solveig Slettahjell geplante Trioprojekt der Vermählung irdener Zutaten zu sagenumwobenen Speisen aus aller Herren wie Damen Länder.
Während wir auf Solveig Slettahjell warten, zeigt mir Vivian Peruth ihre Küche, und wir suchen den perfekten Platz für mich, wo ich mir in Ruhe Notizen machen, die Köche bei Vorbereitung wie Zubereitung ihrer Speisen beobachten und währenddessen geschickt ausfragen kann. Julian Wasserfuhr nippt am Whiskyglas und nickt Vivian lobend zu: „Nicht jeder hat so etwas zuhause“. Ich sehe neben dem Kühlschrank die Nespressomaschine, denke an Schauspieler in der Werbung wie Aluminiumabfallberge und entscheide mich für ein Glas Wasser. Fuhrwahr …
Es klingelt, und nach sich immer mehr verstärkendem Treppenknarren hechtet Madame im akustischen Höhepunkt in die Wohnung: „Salmontime“ wirft sie barsch in die Runde und verwandelt unsere überraschten Gesichter in lächelnde Monde. Trotz Tourstress und Kleinkind im Begleittross schenkt sie uns ihre Gunst für ein paar Stunden gemeinsamen Kochens. Italienische Kleinigkeiten entwendet die Sängerin den mitgeschleppten Tüten. Sie sollen uns bei der Speisenfertigung stärken. „I live on an island in Oslo“, sagt sie. „Ich lebe auf einer Insel auf dem Lande“, entgegnet Julian Wasserfuhr schmunzelnd und stellt sich der Norwegerin als Assistent zur Verfügung. Ein exquisites Lachsrückenstück wird begutachtet: „Very good quality.“
Ich verschweige, dass annähernd 90 Prozent aller vor der chilenischen Küste gefangenen Fische als Lachsfutter enden. Bin weder Spielverderber noch Stimmungstöter und halte die reine Intonation für Diplomatie. Das Parkett kann rutschig sein. Doch jetzt flutscht nur das Edelstahlmesser durchs Fischeiweiß und scheibelt am laufenden Band. Die Limonen werden von weiblicher Hand mit Druck auf der Tischplatte gewälzt, um die Entsaftung der Zitrusfrüchtchen vorzubereiten. Julian und Roman sind die Müller der manuellen Entsaftungsmaschine. Munter werden norwegische und deutsche Redewendungen ausgetauscht. Bei mir leider mit einer Halbwertszeit von fünf Sekunden. Da helfen auch nicht das große Graecum und das kleine Dingsbums.
Nun garen Enzyme aus Limette und Sojasauce das Fleisch. Marinieren als Kaltgarung. Es lockt dazu ein gut gekühlter Cremant de Loire, Louis Vernant. Chopin läuft im Hintergrund. Auf CD gebannt läuft er nicht weg. Vergnügt widmen wir uns der Vorspeise. Solveig hat zwei Söhne und sucht stante pede im Aussehen von Roman und Julian deren Ähnlichkeit miteinander. Prompt landen wir beim Thema Weihnachten. Maria und Josef. Solveig erzählt über Weihnachtsliederaufnahmen und die Tatsache, dass sie zuhause an Weihnachten immer Piano spielt und ihre Onkel und Tanten dazu singen, bis ihre Großmutter zu weinen anfängt.