Live Thing 3: Jazzfest Bonn
Es war nicht der erste Versuch, ein Jazzfestival in der einstigen Haupt- und heutigen Bundesstadt Bonn zu etablieren. Waren indes alle früheren Versuche gescheitert, so hat der Bonner Saxofonist Peter Materna für die Premiere „seines“ Jazzfests Bonn 2010 ein besonderes Konzept gestrickt, um aktuelle improvisierte Musik in schönen Konzertsälen zu präsentieren. Der Erfolg gibt dem künstlerischen Leiter Materna recht: Das Gros der Festivalkonzerte im zweiten Jahr war ausverkauft – so als hätte „tout Bonn“ darauf gewartet, neben dem Beethoven-Fest ein weiteres musikalisches Großereignis in der Stadt haben zu wollen.
Insgesamt sieben Spielstätten gibt es für das dritte Jazzfest Bonn, auf die sich vom 11. bis 19. Mai die Festival-Acts verteilen. Imposante Konzertesäle, wie denen im Posttower und Telekomforum, wo sich zum Beispiel „Jazz thing Next Generation“-Act Dombert’s Urban Jazz die Bühne mit der WDR Big Band plus Gast Raphael Gualazzi teilt und Claudio Puntins Sepiasonic den Opening-Act für die amerikanische Pianistin Lynne Arriale macht. Oder akustisch einmalige wie der Saal in der Kunst- und Ausstellungshalle, wo das Hubert Nuss Trio ebenso zu hören ist wie das Quintett der Sängerin Stacey Kent. Oder der atmosphärisch intime Konzertraum in der Beueler Brotfabrik, den unter anderem Michael Heupel und Uwe Kropinski mit ihrer improvisierten Kammermusik füllen wollen. Neu hinzugekommen ist das Haus der Geschichte, wo das Trio der jungen Pianistin Olivia Trummer und das Quintett des polnischen Trompeters Tomasz Stanko auftreten. Ach ja, dann steht noch im Collegium Leoninum ein Fazioli-Flügel, der in diesem Jahr durch das Solo-Konzert des Pianisten Joachim Kühn einer Belastungsprobe unterzogen wird. Das komplette Jazzfest-Progamm gibt’s auf der Festival-Site.