RIP: Ali Haurand

Ali HaurandAli Haurand

Über viele Jahre hat Ali Haurand drei Berufe auf seine Person vereinigt. Fünf Jahrzehnte lang war er vor allem ein umtriebiger Jazz-Kontrabassist und Bandleader. Zudem gehörte er zur Gruppe um Burkhard Hennen, die 1972 das Moers Festival an den Start gebracht hatte, 1987 gründete er dann das Internationale Jazzfestival in seiner Heimatstadt Viersen, dem Haurand, am 15. November 1943 eben dort geboren, fast 30 Jahre lang als künstlerischer Leiter vorstand. Dann gab es noch 26 Jahre lang seine Funktion als Moderator und Produzent vieler Jazzkonzertaufzeichnungen und -sendungen für das WDR Fernsehen und 3sat. Diese „Ämterhäufung“ brachte Haurand durchaus auch Kritik in der Szene ein. Doch es war stets sein Ziel, den Jazz amerikanischer wie europäischer Prägung und die improvisierter Musik gleich welcher stilistischer oder geografischer Provenienz immer wieder ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu tragen.

Nachdem Haurand erst noch Konditor gelernt hatte, studierte er ab 1966 an der Folkwang Universität der Künste in Essen Musik. Noch während seines Studiums begann er, sich ab 1968 als wendig und viril aufspielender Bassist in der Jazzszene einen Namen zu machen – wie zum Beispiel in den Bands von George Maycock, Wilton Gaynair, Philly Joe Jones und natürlich Chet Baker. Eine Zäsur für ihn als Bandleader und Musiker wurde das Moers Festival 1976. Haurand spielte dort ein Konzert mit Gerd Dudek (Deutschland, Tenorsaxofon), Alan Skidmore (England, Tenorsaxofon), Leszek Zadlo (Polen, Sopran- und Tenorsaxofon), Pierre Courbois (Holland, Schlagzeug) und Rob van den Broeck (Holland, Klavier). Als er gefragt wurde, wie der Name dieser Band sei, kam ihm „European Jazz Sextet“ in den Sinn, weil die sechs Musiker aus vier verschiedenen europäischen Ländern kamen. Seitdem trugen viele seiner Formationen gleich welcher Besetzungsgröße oft das Signet „European Jazz“ im Namen. Darunter versammelte Haurand jedoch einen ganzen Pool von Musikern aus aller Welt: Der Amerikaner Charlie Mariano war ebenso häufig dabei wie der Däne Allan Botschinsky, der Brite Stan Sulzmann, der Deutsche Joachim Kühn oder der Franzose Daniel Humair, immer wieder auch Instrumentalisten der jüngeren Generation wie etwa Matthias Schriefl. Dieses ungewöhnliche Engagement ist dann auch offiziell anerkannt worden: 2005 wurde Haurand vom französischen Kultusminister zum „Chevalier des Arts et des Lettres“ ernannt.

Wegen einer schweren Krankheit zog sich Haurand in den vergangenen Jahren immer mehr aus der Szene zurück. Das von ihm gegründete Jazzfestival Viersen wird mittlerweile durch die Kulturabteilung seiner Heimatstadt künstlerisch verantwortet, ihm zu Ehren heißt seit 2016 der Konzertsaal unter der Festhalle Viersen, in der das Festival jedes Jahr im September stattfindet, „Ali Haurand Keller“. Als künstlerischer Leiter der Jazz-Rally Düsseldorf trat er ebenso zurück wie vom Vorstand des Vereins Jazz-Circle Viersen. Am 28. Mai ist Alfred Josef Antonius „Ali“ Haurand in Viersen im Alter von 74 Jahren gestorben. Text: Martin Laurentius

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