Das Oscar-Quiz
Popmusik fand ich immer blöd, Theater langweilig, Kino albern. Als Kind hielt ich Hollywood für eine Großmutter-Schaukel, dann für ein Sandmännchen für Erwachsene und dann lange Zeit für kapitalistische Gehirnwäsche, eine Art Joint-Venture-Unternehmen von Walt Disney, McDonald’s und Scientology. Liebeskomödien, Gangsterballereien, Westernhelden haben mich schlicht nicht interessiert. Mich interessierte immer nur eines: Jazz.
Im Lauf der Jahre habe ich aber eine ganze Reihe von Cineasten kennengelernt. Das sind intelligente Menschen, die dennoch Filme gucken. Die die Gesichter von Schauspielern unter jeder Maske erkennen und sofort deren frühere Filme herunterleiern können. Die sogar gewissen Breitwandschinken aus den Fünfzigern – so genannten Filmklassikern, daher ohne Tempo, ohne Spannungsbogen, ohne Psychologie – noch irgendetwas abgewinnen können.
Und wo sind mir diese Cineasten begegnet? Richtig geraten: ausgerechnet unter Jazzfans, sogar unter Musikern, Kritikern, Produzenten. Natürlich stellte ich sie alle zur Rede: Wie kann man nur?! Und dann bekam ich meistens folgende Ausführungen zu hören: Jazz und Film haben dieselben historischen Ursprünge, entstammen demselben amerikanischen Kulturkreis, Film ist Jazz fürs Auge, Jazz war der Soundtrack des Stummfilms, der erste Tonfilm hieß „The Jazz Singer“, der gesamte Westcoast-Jazz war ein Ablegerpflänzchen von Hollywood, mancher Jazzproduzent produzierte davor oder danach auch Filme…
Ich habe mir das geduldig angehört und dann eine andere Theorie entwickelt. Jazzfans haben ihre festen Gewohnheiten. Sie sitzen gerne gemütlich nebeneinander und wenden dabei ihre Gesichter alle in dieselbe Richtung. Das können sie im Kino genauso gut wie im Club. Im Konzert strengen sie die Ohren an, im Kino die Augen: Filmegucken ist also eine Art optischer Ausgleichssport unter unveränderten Grundbedingungen. Und so völlig arbeitslos werden die geübten Ohren dabei ja nicht.
Womit wir beim Thema wären: Es gibt tatsächlich immer wieder mal eine Prise Jazz in amerikanischen Kinofilmen zu entdecken. Das ist dann fast wie der gute, alte Blindfold-Test: Was hören wir denn da gerade? Wenn Jazzfans nebeneinander lauschend im Kino sitzen, kommt häufig dieses Tuscheln auf: Hast du’s erkannt? Das war doch…? Wart mal den Abspann ab!
Da ich annehme, dass sich auch unter blog-thing-Lesern so mancher heimliche Cineast verbirgt, habe ich heute ein kleines Jazz-im-Film-Quiz vorbereitet. Kürzlich wurden ja wieder Oscars verteilt, das ist doch ein schöner Anlass für ein paar Oscar-Fragen. Wer sie beantworten möchte (eine, mehrere oder alle), tut dies bitte über die Kommentar-Funktion. Der ausgeschriebene Gewinn ist der höchstmögliche: Ruhm und Ehre.
1. Wer wurde für seine Rolle als tragischer Jazzgitarrist für einen Oscar nominiert?
2. In welchem für zwei Oscars nominierten Film muss ein Jazzmusiker sterben, weil er eine Frage zu Miles Davis falsch beantwortet?
3. Ein Film über die McCarthy-Ära wurde für sechs Oscars nominiert, erhielt aber keinen einzigen. Wer trat darin als Jazzsängerin auf?
4. In welchem Science-Fiction-Film mit einem später zweimal für einen Oscar nominierten Nebendarsteller kann man Django Reinhardts „Nuages“ und Charlie Hadens „First Song“ hören?
5. Für welche Filmmusik erhielt der Jazzpianist Dave Grusin eine Oscar-Nominierung, eine Golden-Globe-Nominierung und einen Grammy?
6. Welcher Film über einen historischen Jazzmusiker erhielt einen Oscar für den besten Sound?
7. Welchen historischen Trompeter spielt Roy Hargrove in dem Film „Kansas City“ des späteren Ehren-Oscar-Preisträgers Robert Altman?
8. Welcher zweifache Oscar-Preisträger erhält in einem Film von Steven Spielberg ein Autogramm von Benny Golson?
9. In welchem Oscar-prämierten Filmsong wird Madonna von einer Jazzband mit dem legendären Westcoast-Saxofonisten Bob Cooper begleitet?
10. Wie viele Oscars erhielt der Film, in dem Diana Krall „Just One Of Those Things“ singt?
Pit Huber
In München läuft gerade eine Clint Eastwood Serie im Filmmuseum, von alten Western über THELONIOUS MONK – STRAIGHT, NO CHASER und BIRD, bis hin zu den neuesten Filmen. Clint ist ja begeisterter Jazzfan.
In den Filmen sitzen regelmäßig nicht nur Jazzhörer wie wir, sondern auch Jazzmusiker wie z.B. Willi Johanns.
Ein Jazzkonzert und ein Kinofilm hat (im Gegensatz zu Gedudel und TV) eines gemeinsam: man konzentriert sich auf die Musik bzw. den Film. Man läßt sich auf das Werk ein, versinkt im besten Falle völlig darin.
Zurück zu Clint: der war/ist so begeistert von Jazz, daß in seiner ersten Regiearbeit „PLAY NISTY FOR ME, Misty von Erroll Garner eine Schlüsselrolle spielt. Außerdem gibt es da 5 Minuten lang ein Jazzkonzert, das überhaupt nicht in den Film passt, mit Nahaufnahmen der Musiker, etc.
Später die oben erwähnten Musikfilme. Und in seinen neuen Filmen kommt die Musik von seinem Sohn Kyle Eastwood, der Jazz Musiker ist.
Die Verbindung von Jazz und Film ist hier schon sehr stark.
Ich liebe Quiz!
Deshalb hier mein Versuch:
1) Sean Penn
2) ——-
3) Dianne Reeves
4) Gattaca
5) Die fabulösen Baker Boys
6) Bird
7) Nicholas Payton spielt „Hot Lips“ Page, spielt Hargrove überhaupt mit ???
8) Tom Hanks
9) „Sooner or later“
10) Keinen ???
Frage 2 habe ich nicht raus bekommen und nehme dafür Abzüge in der Kategorie „Ruhm und Ehre“ in Kauf.
Antwort 2 ist „Collateral“
1 und 6 hätte ich auch noch gewusst, aber sonst: echt schwer.
OhWehs Hinweis auf „Play Misty for Me“ schlägt übrigens eine schöne Brücke zu meinem Text „Der Titelübersetzer“, denn der deutsche Verleihtitel lautete:
SADISTICO
Respekt, liebe Blog-thing-Kollegen! Im Team seid ihr unschlagbar. Beim nächsten Quiz gibt’s dann einen Vermerk dieser Art:
§ 1 Teilnahmevoraussetzungen
1. Mitarbeiter von Jazz thing und Blog thing sowie Mitarbeiter verbundener Unternehmen, ihre Angehörigen und sämtliche am Gewinnspiel beteiligten Personen sind von der Teilnahme ausgeschlossen.
Ja und dann?
Ständ’ste schön da!
Du gönnst uns nur Ruhm und Ehre nicht!
Ich lieb halt auch Quiz und hab mal bei Jeopardy 12000 DM (!) gewonnen. (Das waren noch Zeiten, seufz …)
Und ich hab nicht gegoogelt.