Ade Bantu

Impulsgeber

„Disrupt The Programme“: Dass der Titel der Single aus dem am 25. September erscheinenden Album „Everybody Get Agenda“ (Soledad Productions/Broken Silence) der nigerianischen Crew BANTU treffend die Phase beschreibt, in der man wegen der Corona-Pandemie aus dem Hamsterrad des bisherigen Alltags aussteigen und zu Hause bleiben musste, war nicht geplant.

Bantu (Foto: Uche James Irocha)

„Der Veröffentlichungstermin stand schon Anfang Februar fest“, so der in London geborene Deutsch-Nigerianer Adegoke Odukkoya, der sich als Künstler nach dem Akronym seiner Band („Brotherhood Alliance Navigating Towards Unity“) Ade Bantu nennt. „Dass der in die Zeit des Lockdowns fiel, passte aber: So, wie es mal war, konnte es nicht weitergehen, ist die Kernaussage des Songs.“

In Deutschland hat man in letzter Zeit wenig von dem charismatischen Sänger, Bandleader und Aktivisten mitbekommen. Dabei gehörte Bantu in den 1990ern mit Weep Not Child zu den Pionieren des Deutsch-Rap und kämpfte mit der Initiative Brothers Keepers schon vor gut 15 Jahren öffentlichkeitswirksam gegen Rassismus hierzulande. „Ich fühlte mich dadurch aber irgendwann wie in einer Zwangsjacke und habe meine Basis mehr nach Lagos in Nigeria verlegt“, so Bantu. Er brauchte Abstand, um sich musikalisch neu zu finden und einen anderen Blick auf die politische Situation auch in Deutschland zu bekommen. „Doch jetzt habe ich wieder Bock auf Deutschland, will das Album veröffentlichen und Konzerte spielen. So kann ich wieder Impulse setzen – musikalische und politische.“

Mit der stilistischen Diversität der zehn Songs von „Everybody Get Agenda“ ist Bantu auch der geeignete Repräsentant für das neue popkulturelle Selbstbewusstsein vom afrikanischen Kontinent.

Text
Martin Laurentius
Foto
Uche James Iroha

Veröffentlicht am unter 135, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2025