Axel Fischbacher

Fünf Vögel in Wuppertal

Mit seinem Quintett hat der Hildener Gitarrist Axel Fischbacher vor vier Jahren das Album „Five Birds“ eingespielt, das sich mit Hingabe und viel Entdeckermut den Kompositionen von Charlie Parker widmete.

Axel Fischbacher

Jetzt ist Fischbacher einen großen Schritt weitergegangen und hat zusammen mit seinem Quintett und der Kammerphilharmonie Wuppertal eine CD namens „Five Birds And Strings“ (Jazzsick/Membran) eingespielt. Es handelt sich aber um die Musik von Axel Fischbacher, die die Songs von Charlie Parker nur noch als Ausgangsmaterial benutzt.

„Mit Charlie Parker hat das kaum noch etwas zu tun“, stellt der Gitarrist klar. „Wenn man genau hinhört, kann man in ‚Chromiles One‘ noch Überreste von ‚Donna Lee‘ entdecken. Im Prinzip habe ich nur noch die Rhythmik der Melodie belassen und eine modernere Tonfolge darübergelegt. Die Grauzone, in der ich mich bewege, ist irgendwo zwischen Bebop, Straight Ahead und Rockjazz. Der Faden ist also noch da, aber es sind nur noch Kadenzen und Melodiefragmente von Parker vorhanden.“

Fischbacher wusste, dass er eines nicht wollte: das berühmte Album „Charlie Parker With Strings“ nachahmen. Stattdessen schwebte ihm etwas völlig anderes vor.

„Ich möchte, dass die Streicher so undramatisch spielen, wie sie’s hinkriegen“, schildert er sein künstlerisches Credo. „Natürlich ist das kaum möglich: Streicher erzeugen schon Drama, wenn sie nur drei Noten spielen. Aber ich wollte, dass sie so linear wie möglich spielen. Dafür ist viel Orchestrierung nötig, damit das klingt. Es gehört aber auch Glück dazu, eine so große Produktion gut hinzukriegen.“

Da ist viel Understatement in Fischbachers Worten, denn „Five Birds And Strings“ ist einfach sensationell gut gelungen. Eine agil und funky agierende Rhythmustruppe, die manchmal geradezu brutale E-Gitarre des Bandleaders, dazu Saxofonist Denis Gäbel und Matthias Bergmann am Flügelhorn – vor allem aber die leicht und transparent aufspielenden Streicher machen „Five Birds And Strings“ zu einem großen Werk, das sich alles Brimborium à la Third Stream oder Crossover spart und einfach mit toller Musik begeistert.

Text
Rolf Thomas

Veröffentlicht am unter 133, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2025