Bruno Major

Alle werden verschwinden

Berührende Geschichten über glückliche und gescheiterte Beziehungen erzählt der Brite auf seinem pragmatisch betitelten Album „To Let A Good Thing Die“ (AWAL/Rough Trade).

Bruno Major (Foto: Juan Ortiz Arenas)

Zwar begann Bruno Major seine Karriere als Instrumentalist, er wollte Jazzgitarrist werden und träumte davon, für einen legendären Künstler wie Stevie Wonder oder Tom Waits zu spielen.

„Dabei hat mir dann doch etwas gefehlt. Denn ich hatte schon immer eine Leidenschaft für Worte, wollte als Jugendlicher sogar Schriftsteller werden. In dem Moment, als ich meine ersten Lieder schrieb, wurde mir klar, wo die Magie liegt: in der Kombination von Worten und Musik“, meint Bruno Major.

Um seine melancholischen Songs zu transportieren, entschied er sich für Jazz, allerdings nicht dem im alten Stil großer Songwriter wie Jerome Kern oder Cole Porter, sondern für eine heutige Version mit 808er-Drumcomputer und Trap-Hat-Sound. Auch der Gesang des 32-Jährigen fügt sich nicht in das Klischee des typischen Jazzsängers. Angefangen hat er damit erst, als er begann, eigene Songs zu schreiben.

„Ich will die Kraft der menschlichen Stimme nicht schmälern, aber ich mag Singen nicht wirklich. Meine Stimme ist für mich so natürlich wie meine Sprechstimme: Ihr Zweck ist es, die Botschaft und das Gefühl meiner Lieder ehrlich zu vermitteln.“

Eine sehr gelungene Verbindung von persönlichen Lyrics, zartem Gesang und prickelnder Musik bietet Major auf seinem neuen, dem zweiten Album. Hier singt er zum Beispiel in „Old Soul“ zu einer verführerisch rollenden Melodie, angetrieben von Bass und Schlagzeug, wie es ist, wenn man nach einer Trennung vor lauter Selbstmitleid nicht mehr aus dem Haus geht. Dieses auf sich selbst bezogen sein, ist ja auch eine Erfahrung, die wir in Zeiten von COVID-19 alle erleben.

„Vielleicht begreifen wir jetzt auch, wie vergänglich das Leben ist, wie die Frühlingsblüte. Man muss es schätzen, solange es da ist, und akzeptieren, dass es durch seine Kürze etwas ganz Besonderes ist. Es ist das Schwierigste, was es gibt: zu wissen, dass alle, die man liebt, am Ende verschwinden werden. Ich glaube, damit im Reinen zu sein, ist der einzige Weg, Frieden in sich selbst zu finden“.

Text
Olaf Maikopf
Foto
Juan Ortiz Arenas

Veröffentlicht am unter 134, Feature, Heft

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