Der nordische Weg
Junger Jazz in Norwegen
Die große Generation norwegischer Jazzmusiker wie Jan Garbarek, Jon Christensen, Arild Andersen oder Terje Rypdal macht seit 50 Jahren vor, wie man konsequent seinem Weg folgt, um sich international mit einer eigenen Sprache durchzusetzen. Diese Konsequenz zeigen auch viele Musiker der nachfolgenden Generationen – sozial seit 20 Jahren abgesichert durch die staatliche Jazzförderung, die sich aus den Ölquellen vor der Küste Norwegens speist. Unser Autor Martin Laurentius ist im Februar 2019 nach Trondheim und Oslo gereist und hat dort eine frische, lebendige und äußerst kreative Musikerszene getroffen.
Das Dokkhuset steht auf einem Pier im Hafenbecken von Trondheim, Norwegens drittgrößter Stadt und Regierungssitz der Provinz Trøndelag. Ein Kran vor dem Gebäude verweist auf dessen einstige Bestimmung: Lagerhaus und Werkstatt für eine Schiffswerft. Heute ist das Dokkhuset eine multistilistische Spielstätte am Rand von Trondheims Ausgehmeile rund um den Hafen mit Bars, Discos und Restaurants. Das Dokkhuset ist 2006 als Konzertsaal gestartet, seitdem wird es vom Trondheim Chamber Music Festival, dem Orchester TrondheimSolistene, dem Trondheim Jazzforum und dem Midtnorsk Jazzsenter geführt.
Mitte Februar stand das Trondheim Jazz Orchestra auf der Bühne im Dokkhuset. Es war der Konzerthöhepunkt der „Pop and Jazz Platform“, der jährlichen Tagung der „Association Européenne des Conservatoires, Académies de Musique et Musikhochschulen“. Organisiert wurde die Tagung dieses Jahr durch die Jazzabteilung der Technisch-Naturwissenschaftlichen Universität in Trondheim. Klar, dass dieses Orchester, das vor 19 Jahren aus einer Studierenden-Bigband hervorgegangen ist und seinen Namen von Konsen Big Band in Trondheim Jazz Orchestra geändert hat, im Rahmen dieser Tagung auftreten musste.
Matrixstrukturen
„MAETRIX“ heißt das Programm an diesem Abend, komponiert vom Pianisten Espen Berg. Auch wenn man die Partitur nicht mitlesen kann, so lässt sich dennoch erkennen, dass der Name durchaus Programm ist. Bergs Musik ist der Versuch, harmonische, melodische und vor allem rhythmische Prozesse zu strukturieren und zu systematisieren. Doch die Felder werden nicht fix im akustischen Raum verankert. Vielmehr schichtet das Orchester diese übereinander, schiebt sie ineinander oder zieht sie auseinander – wie bei der tektonischen Verschiebung der Kontinentalplatten. Aller intellektuellen Komplexität zum Trotz entwickelt „MAETRIX“ eine enorme emotionale Wucht, die hauptsächlich an den Bruchstellen auftritt, wo die Platten aufeinandertreffen und Eruptionen für Hitze sorgen. Ein Blick auf die Besetzung zeigt, dass keine reguläre Bigband auf der Bühne steht: mit drei Holz- und drei Blechblasinstrumenten, einer weiblichen Gesangsstimme, zwei klassischen Streichinstrumenten, Vibrafon, Kontrabass, Flügel und zwei Schlagzeugen.
„Natürlich habe ich mich auch von der Film-Trilogie ‚Matrix‘ inspirieren lassen. Im ersten Teil dieser Trilogie wird die Wirklichkeitswahrnehmung auf den Kopf gestellt – alles verändert sich plötzlich. Das habe ich mit diesem Projekt reflektiert“, berichtet Berg, 1983 im norwegischen Hamar geboren und seit vergangenem Herbst Assistenzprofessor für Jazzpiano in Trondheim, wo er selbst studiert hat. „Zuallererst bezieht sich ‚MAETRIX‘ aber auf Musik – und ein großer Teil davon ist Rhythmik. Hör dir zum Beispiel den Teil im ersten Stück an, in dem sich der Beat die ganze Zeit verschiebt. Anfangs hat man noch ein Downbeat-Feeling, der Puls ist regelmäßig. Plötzlich verändert es sich, und der Beat wird synkopiert. Da muss das ganze Orchester mitgehen.“
Das Orchester als Experiment
Das Trondheim Jazz Orchestra ist ein flexibel agierendes Ensemble, das für seine jeweiligen Projekte aus einem großen Pool von Musikerinnen und Musikern schöpft. Der Saxofonist Eirik Hegdal, 1973 in Gjøvik geboren, hat das Orchester 15 Jahre angeführt:
„Mein Job als künstlerischer Leiter war es, entweder eigene Projekte zu verwirklichen oder als Saxofonist bei Projekten anderer Musiker dabei zu sein. Darüber hinaus war ich eine Art Ratgeber, damit eingereichte Kompositionen realisiert werden konnten. Nimm zum Beispiel ‚MAETRIX‘ von Espen. Nachdem er beim Orchester einen Antrag für sein Stück gestellt hatte, haben wir entschieden, es aufzuführen. Dennoch lag die gesamte Verantwortung für die Realisation ausschließlich bei Espen. Ich stand ihm nur zur Seite, um ihm gegebenenfalls zu helfen.“
Hildegunn Øiseth, 1966 in Kongsvinger geboren, ist erst spät zum Musikerpool um das Trondheim Jazz Orchestra gestoßen. In den 90er-Jahren war sie Trompeterin in der schwedischen Bohuslän Big Band, bevor sie ein Sabbatical einlegte und für einige Zeit in Südafrika lebte. Dort stieg sie tief in den Township Jazz und die traditionelle Musik rund um Johannesburg ein und begann zu forschen:
„In Südafrika habe ich mich mit der Musik der Samen (indigenes Volk im Norden Skandinaviens; Anm. d. Aut.) beschäftigt und fand heraus, wie ähnlich diese zu der in Südafrika ist. Als ich dann nach Norwegen zurückgekehrt war, habe ich weiter traditionelle norwegische Musik studiert. Aber ich war auch oft im Mittleren und Fernen Osten unterwegs, zum Beispiel in Pakistan, wo ich nach Gemeinsamkeiten zwischen pakistanischen Ragas und den Skalen gesucht habe, die in der traditionellen Musik Norwegens gespielt werden. Dort war ich auch bei einer Sufi-Veranstaltung mit Perkussion und Ziegenhorn.“
Øiseth wusste sofort, dass das Ziegenhorn die Verbindung nach Norwegen ist, wo Schäfer dieses Instrument als Signalhorn blasen. Seitdem ist es neben der Trompete in ihrem Instrumentenkoffer, auch beim „MAETRIX“-Konzert im Dokkhuset war dessen dunkel-archaischer „Cry“ zu hören.
Finanziert wird das Trondheim Jazz Orchestra durch das Arts Council des norwegischen Staates, die Provinz Trøndelag und die Stadt Trondheim. Organisatorisch ist die Band dem Midnorsk Jazzsenter angegliedert, dessen Leiter Bjørn Willadsen gleichzeitig Orchestermanager ist. Neben dem aktuellen künstlerischen Leiter, dem Bassisten Ole Morten Vågan, und Willadsen gibt es einen vierköpfigen Programmbeirat, der für das Trondheim Jazz Orchestra die internationale Jazzszene sichtet und Projektvorschläge macht.
„50 Prozent der Musiker des Orchesterpools müssen in Trondheim leben und arbeiten. Außerdem sollen die meisten Alumni der Jazzabteilung in Trondheim sein“, so Willadsen. „Wenn ein neues Projekt für das Orchester entwickelt wird, dann schaut der verantwortliche Komponist, welche Instrumentalisten aus dem Pool dafür infrage kommen. Oft werden Musiker aus der eigenen Generation gewählt, mit denen man auch studiert hat.“
Erfolgsmodell Jazzförderung
Das Trondheim Jazz Orchestra ist ein Paradebeispiel dafür, wie gut in Norwegen die Jazzförderung durch die öffentliche Hand funktioniert. Bis es dazu kam, war es ein recht mühsamer Weg. 1993 veröffentlichte die norwegische Regierung die Studie „Culture in our Time“, in der die Arbeits- und Lebensbedingungen der Kulturschaffenden im Land analysiert wurden. Drei Jahre später folgte die vom Arts Council herausgegebene Studie „Improvisation put into a System“, die den Fokus auf Jazz und improvisierte Musik legte. Beide Studien sorgten dafür, dass nunmehr Jazz gleichberechtigt neben Klassik, Oper oder Theater im Förderportfolio Norwegens zu finden ist.
Danach ging es Schritt für Schritt weiter. 1997 wurden die drei Organisationen Norsk Jazzforbund (Interessensverband verschiedener Jazzakteure), Foreningen Norske Jazzmusikere (Musikergewerkschaft) und Norsk Jazzscene (Club- und Festivalveranstalter) unter dem Dach des frisch gegründeten Norsk Jazzforum zusammengeführt. Zwischen 1998 und 2004 wurden die fünf regionalen Jazzzentren ins Leben gerufen mit dem Norsk Jazzforum als Dachverband. Als letzten Schritt kam es 2006 zur Gründung der Spielstätte Nasjonal Jazzscene („Scene“ heißt auf Norwegisch „Bühne“) in Oslo, die als Stiftung geführt wird.
Gut 13 Millionen Euro ist dem norwegischen Staat jährlich seine Jazzförderung wert. Den Löwenanteil erhalten die Jazzfestivals (fünf Millionen Euro) und Spielstätten (zweieinhalb Millionen Euro). 1,2 Millionen Euro bekommt das Norsk Jazzforum als Interessensvertretung für Jazz in Norwegen. Die Nasjonal Jazzscene, deren Konzertsaal ein altes Kino und Kabaretttheater namens Victoria an der zentralen Karl Johans Gate in Oslo ist, erhält jährlich rund eine Million Euro – zusätzlich zu den Einnahmen aus Ticketverkauf und Barbetrieb. Clubs und Festivals werden in der Regel subsidiär unterstützt: 60 Prozent des Etats übernimmt auf Antrag der Staat, 25 Prozent die jeweilige Provinz oder Kommune, 15 Prozent sind Eigenleistungen des Veranstalters. Zudem gibt es Musikerstipendien und Auftragskompositionen. Die Förderung von Konzerttourneen norwegischer Musikerinnen und Musiker im Ausland erfolgt durch das staatliche Exportbüro Music Norway.
Im Improv-Kämmerchen
Durch eine Tiefgarage geht es zum Proberaum des Hedvig Mollestad Trios im Norden Oslos. Der Winter ist mit Eis und Schnee in die norwegische Hauptstadt zurückgekehrt. An einem kühlen Februarmorgen ist die Gitarristin, 1982 in Ålesund geboren, auch ganz Bandleaderin und hat den Musikerinnen und Musikern ihres Extended Trios ebenso einen Kaffee mitgebracht wie dem Gast aus Deutschland – zum Aufwärmen und Wachwerden.
In den kommenden Tagen steht ein Konzert an. Das will Mollestad aber nicht nur mit ihrem Trio spielen, sondern dessen Powersound aus wuchtigen Rockriffs, elaborierten Jazzlinien und phonstarken Feedback-Gewittern weitere Klangfarben hinzufügen. Mit Ellen Brekken (E-Bass) und Ivar Bjørnstad (Drums) ist sie seit rund zehn Jahren gut aufeinander eingespielt. Eine kurze Jam vorweg reicht, um die vier Probengäste an Saxofonen und Fender Rhodes in den Flow zu bringen. Zwar gibt es Noten und Leadsheets, doch für die Probenarbeit spielt Mollestad auf ihrer Gibson-Halbakustik jedem die Phrasen vor. So stellt sie sicher, dass jeder seine Parts auswendig lernt, um diese später beim Konzert intuitiv abrufen zu können.
Am Tag zuvor hat Mollestad akribisch den Weg zu ihrem Probenraum aufgezeichnet: auf einer Papiertüte. Sie wirkt selbstsicher, sie weiß, was sie will und wie sie es erreichen kann, sie ist sich ganz ihrer selbst bewusst.
„In der Musik des Trios gibt es viele Jazz-Solospots, die wir oft auch frei gestalten. Im Zusammenspiel sind wir aber ungeheuer tight – wie eine Rockband“, erklärt Mollestad. „Sicherlich, unsere Musik ist jazzig. Aber sie besitzt auch diese Heavy-Riffs, die uns alle so glücklich machen. Es ist einfach Jazz, der sich als Rock verkleidet – oder vice versa.“
Hört man den rockenden Power-Jazz des Hedvig Mollestad Trios, so überrascht es auf den ersten Blick, dass die Bandleaderin ihren Landsmann Terje Rypdal, der der ersten Generation norwegischer Jazzmusiker die Gitarre gebracht hatte, erst spät für sich entdeckt hat.
„Erst als ich Gitarre in Oslo studierte, hörte ich Terjes ‚Bleak House‘. Die Musik gefiel mir ganz gut, hat mich aber nicht wirklich vom Hocker gerissen“, so Mollestad. „2009 habe ich mit Ivar (dem Schlagzeuger ihres Trios – Anm. d. Aut.) ein Duokonzert gespielt. Er fragte mich hinterher, ob ich jemals etwas anderes als Terje Rypdal gehört hätte. Ich war überrascht und habe einige von Terjes Alben gecheckt. Daraufhin war ich erschüttert, wie viele Gemeinsamkeiten wir doch haben. Aber das, was viele bei mir als Terje Rypdal identifizieren möchten, geht eigentlich auf Neil Young zurück, den ich früher viel gehört habe – und dessen Sound auf der Gitarre mich heute noch prägt.“
Frisch und lebendig
Gleich mit zweien ihrer Bands ist die Saxofonistin Hanna Paulsberg, 1987 in Rygge geboren, für die renommierten Spellemannprisen, Norwegens Grammys, nominiert: mit dem kooperativen Frauentrio GURLS, das mit modulationsstarker Altstimme, ostinaten Bassriffs und reduzierten Saxofongirlanden einen ganz eigenen Vocal-Jazz spielt, und ihrem Quartett Concept, das sie vor rund zehn Jahren für ihr Bachelor-Konzert in Trondheim zusammengestellt hat und mit dessen Modern Jazz zwischen spröden Akkorden und weich-weiten Melodien sie seitdem erfolgreich ist. Paulsberg bleibt bescheiden:
„Es gibt so viele Musiker in Norwegen, die genauso gut sind wie ich. Zwar fühle ich mich geschmeichelt, bleibe aber demütig angesichts der Nominierungen und mache mir nicht zu viele Gedanken über die Spellemannprisen: Mein Fokus ist weiterhin auf meine Musik gerichtet.“
Vor zehn Jahren stand Håkon Kornstad, 1977 in Oslo geboren, an einer Wegscheide. Als Mitglied in Bands wie Wibutee und unter eigenem Namen hatte er sich längst einen guten Ruf als Saxofonist gemacht. Dennoch stellte er sich die Frage, ob Tenorsaxofon spielen das Einzige in seinem Leben bleiben sollte. In New York nahm ihn ein Freund in die Metropolitan Opera mit. Danach wusste Kornstad, was er werden wollte: Opernsänger. Noch in den USA nahm er einige Stunden bei einer Operndiva, die ihm Potenzial für Tenorstimme bescheinigte.
Zurück in Oslo bereitete er sich auf die Aufnahmeprüfung für Operngesang vor – und wurde genommen. Doch ganz vom Jazz wollte er nicht lassen. Die umfangreiche Bibliothek der Osloer Musikhochschule wurde ihm zum Fundus, aus dem er für sein neues Projekt mit dem sinnfälligen Namen „Tenor Battle“ schöpfte, das klassischen Gesang mit Jazz verknüpfte.
„Mein Ziel war es aber nicht, einfach nur Jazzbearbeitungen von Opernarien zu machen. Vielmehr habe ich als Student viele Partituren gelesen. Und wenn meine alten Jazzohren darin eine Stelle entdeckt haben, die auch als Jazz funktionieren könnte, nahm ich diese mit und probierte sie aus – mit meiner Haltung als Jazzmusiker.“
Kreativ und offen
Mathias Eick, 1979 in Eidsvoss geboren, ist als Trompeter mittlerweile in Europa so bekannt, dass er nicht mehr auf den Toursupport durch das Musikexportbüro angewiesen ist.
„Dass ich Teil der ECM-Community bin, hat mir weltweit Türen geöffnet“, so Eick. „Außerdem hat vor allem die erste Generation norwegischer Jazzmusiker, die vor 50 Jahren ihre Alben auf diesem renommierten Label veröffentlichte, einen großen Einfluss auf uns Jüngere gehabt. Wir wollten genauso sein wie sie, um die Welt reisen und überall Konzerte spielen.“
Gard Nilssen ist diesen Sommer Artist in Residence beim Jazzfestival in Molde. Während seiner Residenz will der Schlagzeuger, 1983 in Skien geboren, eine breite Palette seiner kreativen Könnerschaft demonstrieren – vom harschen Improv-Sound des „Buddys“-Trios Bushman’s Revenge über seine aktuelle Band Acoustic Unity, mit der er eine Brücke schlägt zwischen freier Improvisation und rockenden Grooves, bis hin zu einer Kooperation mit dem Trondheim Jazz Orchestra.
Nilssen verweist auf einen weiteren Aspekt für den anhaltenden Erfolg norwegischer Jazzmusiker: die akademische Ausbildung, die auf die Entwicklung des eigenen Ausdrucks der Studierenden großen Wert legt.
„Während meines Studiums in Trondheim mussten Sänger zum Beispiel Rhythmen klatschen, wir Schlagzeuger mussten hingegen Melodien singen. Die Jazzabteilung in Trondheim ist in einem kleinen Ziegelsteingebäude untergebracht, es gibt nur wenige Klassen. Wir Studierende hatten also viel Zeit, eigene Sachen auszuprobieren, auf Konzerte zu gehen oder einfach nur abzuhängen und Musik zu hören. Viele der Musiker, mit denen ich heute spiele, habe ich in Trondheim kennengelernt.“
Morten Qvenild, 1978 in Kongsberg geboren, hat Norwegens Jazzförderung anders für sich genutzt. 2013 hat er sich in das Refugium des wissenschaftlichen Elfenbeinturms zurückgezogen und mit einem Ph.D-Stipendium der Musikhochschule Oslo gut drei Jahre lang über sein „Hyper Sonal Piano“ gearbeitet.
„Ich habe verschiedene Strategien untersucht, um die analogen und digitalen Klangprozesse rund um den Konzertflügel zu erweitern und in dieser neuen akustischen Umgebung meine eigene Musik zu entwickeln. An den Saiten und Tasten des Flügels habe ich Midi-Sensoren angebracht, um dessen analoge Sounds mit digitalen Loops und Samples zu kombinieren. Drumherum gibt es diverse Computer und Software, die ich extra für mein ‚Hyper Sonal Piano‘ entwickelt und programmiert habe.“
Quelle der Welle
In den 80ern gab es die Band Masqualero, deren Kernbesetzung mit dem Schlagzeuger Jon Christensen, dem Bassisten Arild Andersen, dem Trompeter Nils Petter Molvær und dem Saxofonisten Tore Brunberg gleichsam die Verbindung zwischen der großen ersten und der nachfolgenden Generation norwegischer Jazzmusiker war. Um Molvær herum kam dann Anfang der 90er ein Zirkel aus Musikern zusammen, die die stilistisch-musikalische Offenheit von Masqualero fortführten. Molværs ECM-Debüt „Khmer“ 1997 und Bugge Wesseltofts gleichzeitig erschienenes Album „New Conception Of Jazz“ gelten als Beginn einer Entwicklung, die die „Open-Mindedness“ der Altvorderen auf die Spitze trieb und Jazz, Elektronik, digitale Loops und Samples, DJ- und Clubkultur miteinander kombinierte.
Ob Molvær und Wesseltoft Vorbilder für die jüngeren Musikerinnen und Musiker sind, die heute in den Startlöchern für eine internationale Karriere sitzen, da hegen beide Zweifel.
Molvær:
„Ich mache heute noch das, was ich von Anfang an gemacht habe: in Bewegung bleiben, neue Sachen ausprobieren und vor allem meinem Gefühl und meiner Intuition folgen. Ich habe in meiner Musik schon immer mit überraschenden Komponenten, Texturen und Instrumentierungen experimentiert – die ich stets in neue Zusammenhänge gebracht habe.“
Wesseltoft:
„Ich besitze keinen akademischen Background wie viele der jüngeren Musiker heute und habe deshalb nicht wirklich vom norwegischen Fördersystem profitiert. Was ich aber den Jüngeren zeigen kann, ist, konsequent seinem eigenen Pfad zu folgen. Egal, wen du hier in Norwegen nimmst – ob Jan Garbarek, Nils Petter oder mich: Wir haben uns irgendwann entschieden, Verantwortung für uns zu übernehmen. Oder nimm e.s.t. um Esbjörn Svensson: Die drei haben irgendwann aufgehört, in anderen Bands zu spielen, und ausschließlich als Trio zusammengearbeitet. Das braucht seine Zeit, aber nur so hat man Erfolg.“
Musikerinnen und Musiker im web
Espen Berg
Eirik Hegdal
Hildegunn Øiseth
Hanna Paulsberg
Håkon Kornstad
Mathias Eick
Gard Nilssen
Morten Qvenild
Nils Petter Molvær
Bugge Wesseltoft
Institutionen im web
Dokkhuset
Trondheim Jazz Orchestra
Norsk Jazzforum
Arts Council Norway
Nasjonal Jazzscene
Music Norway