KaHiBa

Strukturierte Freiheit

Der in Graz lebende deutsche Saxofonist Heinrich von Kalnein begreift „Global Dialects“, „Orbital Spaces“ und „The Sixth Sense“ dialektisch. War die erste CD der Versuch seines Trios KaHiBa, sich mit der „Folklore Imaginaire“ auseinanderzusetzen, so befreite man sich mit der zweiten davon, mit einer tatsächlich frei improvierten Musik.

KaHiBa (Foto: Thomas Radlwimmer)

„Für mich ist das große Thema in der Musik Freiheit und Unvorhersehbarkeit“, so von Kalnein. „Die Freiheit und Leichtigkeit, wie wir sie heute im Trio haben, genieße ich, weil es zwischen uns eine intuitive Vertrautheit gibt. Ich muss Gregor Hilbe nicht anschauen, um zu wissen, was er gleich spielen wird. Ich höre in einem Bruchteil einer Sekunde, in welche Richtung er auf dem Schlagzeug gehen wird.“

Für die neue CD „The Sixth Sense“ (Natango/Galileo MC) hat von Kalnein vier Blechbläser ins Studio geholt. Aus einem Grund, wie von Kalnein erklärt:

„Ich liebe Posaunenchöre. Mit Tuba, Bassposaune und zwei Posaunen habe ich aber die Möglichkeit, die zwei Welten der Vorgänger-CDs, strukturiertes und frei improvisiertes Material, zu verbinden, durch einen gemeinsamen Ensemblesound.“

Aufgenommen wurde indes getrennt, und die Bläsersätze mussten nachträglich über die Improvisationsmusik von KaHiBa gesetzt werden. Denn von Kalnein wollte die Vertrautheit im Zusammenspiel des Trios nicht verlieren. Das hieß jedoch, dass er die fertigen Arrangements umarbeiten musste:

„In meinem Solo in ‚The Sun‘ gibt es eine Stelle, in der ich auf dem Tenor intuitiv die Skala wechsle, um fast wie indisch zu klingen. Deshalb musste ich das Arrangement, das ich für die Blechbläser an dieser Stelle vorgesehen hatte, neu schreiben.“

Text
Martin Laurentius
Foto
Thomas Radlwimmer

Veröffentlicht am unter 104, Feature, Heft

Deutscher Jazzpreis 2025