Leandro Saint-Hill

Tanzen, Laufen, Sprechen

Halsbrecherische Tempi und schmetternde Bläser, wie sie sonst im Latin Jazz allgegenwärtig sind, sie sind nicht das Ding des Saxofonisten, Flötisten und Klarinettisten Leandro Saint-Hill, der mit seinem Quartett auf „Cadencias“ (German Wahnsinn) debütiert.

Leandro Saint Hill Quartet (Foto: Tim Ohnsorge)

Saint-Hill setzt lieber auf Eleganz und Melancholie mit einem außergewöhnlichen Flair. „In meinen Kompositionen dient der Einsatz von typisch kubanischen Rhythmen und Genres wie Habanera, Danzon, Chachacha, Rumba, Son und Bolero als ideale Quelle eines rhythmisch-harmonischen Gefühls“, führt Saint-Hill aus.

„Die rhythmische Vielfalt sorgt nicht nur dafür, dass wir einen authentischen Klang erreichen, sondern auch sehr dynamisch klingen und offensichtlich ein ganz unterschiedliches Publikum bewegen können.“

Zu seinem Quartett gehören der vom Tingvall Trio bekannte Bassist Omar Rodriguez Calvo, Matthäus Winnitzki am Klavier und der Perkussionist Nene Vasquez Ruiz. Außerdem gastieren diverse kubanische Musiker, allen voran der Pianist Omar Sosa, mit dem Saint-Hill oft zusammengespielt hat, auf „Cadencias“. Der Albumtitel ist für den Bandleader ziemlich vielsagend.

„Eine Kadenz wird auch als Zwischenspiel oder Aufführung eines Solisten zu Beginn oder in der Mitte einer Komposition verstanden“, weiß er. „Ich lasse mich aber auch von sprachlichen Kadenzen, vom Tonfall und von Sprachmelodien inspirieren. Und von den typischen Kadenzen und Mustern, die Menschen verschiedener Kulturen beim Tanzen, Laufen, Gestikulieren und Sprechen verwenden.“

Text
Rolf Thomas
Foto
Tim Ohnsorge

Veröffentlicht am unter 135, Feature, Heft

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