Marcel Lüscher Quartett

Aufforderung zum Handeln

In Anlehnung an ein Bukowski-Zitat hat der schweizerische Saxofonist und Klarinettist Marcel Lüscher den Wunsch, dass (endlich) etwas geschieht, und hat das Debütalbum seines neuen Quartetts optimistisch gestaltet.

Marcel Lüscher Quartett (Foto: Thiebaut Derien)

Während Bukowski nicht mehr an die Möglichkeit der Verschiebung zum Guten glaubte, ist sich der 1971 im Aargau geborene Lüscher sicher, dass dies möglich ist. So sagt er über „Forget – Celebrate – Make Things Happen“, das Intro- und Titelstück des Albums „Make Things Happen“ (Unit/Membran):

„Durch den bewusst stolpernden Beat, den ich für das Schlagzeug geschrieben habe, geschieht bereits etwas, eine rhythmische Neuverortung.“ Mikroverschiebungen, die Wirkung zeigen. Lüscher weiter: „Wenn ich darüber nachdenke, in welchem Bereich ich angesichts globaler Krisen etwas bewirken kann, ist dies in meinem nächsten Umfeld – bei meiner Nachbarschaft und bei meiner Familie und meinen Freunden.“

Das Quartett sind er und sein Bruder, der Pianist Thomas Lüscher, dazu sein langjähriger musikalischer Partner Kaspar Rast am Schlagzeug und der Bassist Björn Meyer. Letztere spielten beide lange zusammen bei Nik Bärtsch. Entstanden ist ein spannendes Album persönlicher Erzählungen, das die Vertrautheit der Musiker untereinander zeigt, die die Kompositionen und Arrangements Lüschers mit viel Gefühl umsetzen. Immer wieder lösen sich Dissonanzen und Spannungen in weiten Melodiebögen harmonisch auf. Das macht großen Spaß, und bisher muss Lüscher auch nicht auf Plan B zurückgreifen, der für seine Komposition „Flowers Bending“ steht:

„Wenn es mit der Musik nicht geklappt hätte, hätte ich ein Geschäft für welkende Blumen eröffnet, um ihnen ein zweites Leben zu geben.“

Poetisch, spielerisch, hoffnungsvoll.

Text
Maxi Broecking
Foto
Thiebaut Derien

Veröffentlicht am unter 157, Feature, Heft

STOP OVER 3 - A Residency Program