Tini Thomsen

Kraniche im Riffgewitter

Als Baritonsaxofonistin steht Tini Thomsen in der europäischen Szene ziemlich einzigartig dar, zudem gibt sie dem eher unhandlichen Instrument auch noch ziemlich Zunder. Für ihre Band MaxSax kommt für die maximale Saxofonpower noch Altsaxofonist und Lebensgefährte Nigel Hitchcock hinzu.

Tini Thomsen (Foto: Gerhard Kuehne)

Das neue Album „Horses & Cranes“ (Jazzhaus/in-akustik) entstand in Corona­zeiten, gemeinsame Aufnahmen waren nicht möglich. Da die meisten der beteiligten Musiker aber über eigene Studios verfügen, begann ein reger Austausch von Musikdateien. „Das war wie eine endlose Onlineprobe“, erinnert Thomsen sich. „Wir waren ausgehungert nach Musik machen.“

Entsprechend dringlich klingen die neun neuen Stücke, die von Thomsen, Hitchcock und dem Gitarristen Tom Trapp stammen. Bassist Mark Haanstra und Schlagzeuger Joost Kroon machen MaxSax komplett, Nils Landgren gibt mit seiner Posaune ein Gastspiel auf „Song For Molly“. Dass Thomsen neben krachenden Riffgewittern und funky Up-Tempo-Stücken auch eine stimmungsvolle Ballade wie „Blue Eye“ gut zu Gesicht steht, spricht für die musikalische Vielfalt, die sie pflegt.

Aber natürlich steht bei MaxSax der kernig-volltönende Klang im Vordergrund, der von der rockenden Rhythm Section angefeuert wird, und Gitarrist Trapp hat zahlreiche Gelegenheiten für Ausflüge. Aber was hat es mit dem Albumtitel auf sich? Er ist dem ersten Lockdown geschuldet, bei dem Thomsen sich in ihr Domizil am Rand der Lüneburger Heide zurückzog: „Hier ist jeden Tag ein Pferdetreck entlanggetrottet, und darüber flogen die Kraniche.“

Text
Rolf Thomas
Foto
Gerhard Kühne

Veröffentlicht am unter 138, Feature, Heft

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