Editorial #97
Liebe Leserinnen und Leser,
für Yusef Lateef ist „Jazz“ ein Schimpfwort (aber wir werden unser Magazin deshalb nicht in „autophysiopsychic music thing“ umbenennen), Lisa Bassenge und Ulita Knaus wissen nicht so recht, ob das, was sie machen, überhaupt noch Jazz ist – und überlassen die Einordnung lieber den Journalisten: Die Frage, was Jazz denn ist und vor allem, was nicht, schwebt in den USA wie in Europa seit Jahrzehnten im Raum – und vielleicht ist die Jazzwelt genau deshalb so spannend, weil es keine eindeutige Antwort darauf gibt. Jazz thing hat seit der ersten Ausgabe das gesamte Spektrum von Jazz(notjazz) im Blick. Das zeigt sich in der Jahres-Top-10 unserer Mitarbeiter, in der sich (Neo)-Traditionalisten ebenso finden wie Avantgardisten, Grenzgänger und Grenzsprenger, US-Amerikaner ebenso wie Europäer. Und es zeigt sich auch wieder in der Themenauswahl dieses Heftes.
Die „Renaissance bei MPS“ kündet zugleich von Tradition und Zukunftsaufbruch. Die Reihe „American Jazz Heroes“ geht mit der elften Ausgabe in die vorletzte Runde – bislang haben wir damit schon 44 US-Helden des Jazz vorgestellt.
Natürlich ist uns auch das Comeback von Wayne Shorter mit einem großartigen, neuzeitigen Modern-Jazz-Album einen Artikel wert, ebenso wie das zumindest live weniger geglückte Wiederauftauchen des alten Blues-Funk-Helden Shuggie Otis.
Auch neuere Heilsbringer und Hoffnungsträger wie Jamie Lidell, José James, Gary Clark Jr., China Moses und Cody Chesnutt oder die „neuen“ deutschen Jazzvokalistinnen Lisa Bassenge, Kitty Hoff, Cécile Verny und Ulita Knaus stellen wir vor, und schließlich kommen die wirklichen Survivor-Persönlichkeiten Dionne Warwick und Paul Kuhn zu Wort.
Wofür auch immer Ihr und euer musikalisches Herz schlägt: Wir wünschen ein frohes und musikreiches Jahr 2013 (in dem wir übrigens unseren 20. Geburtstag feiern – aber dazu im nächsten Heft mehr)!
Die Redaktion von Jazz thing & Blue Rhythm