Vater & Sohn
Familiengericht mit Wolfgang und Florian Dauner
Ein grün-rotes Pastagericht – etwa zur Würdigung der ersten so gefärbten Landesregierung in Baden-Württemberg? Eher ein Beweis, dass der Stuttgarter Tastenmeister Wolfgang Dauner auch in der Küche geschmacksicher zu agieren weiß – zur Freude seines Sohnes Florian und unseres Chef-Gourmets Dieter Ilg.
Wolfgang Dauner sagte, dass er „eigentlich nur für zwei Personen kochen kann“. Prima, dann laden wir seinen Sohn Florian, Drummer bei den Fantastischen Vier, gleich mit ein. Und kaum durchschreite ich den Türrahmen in Stuttgart, lausche ich Anekdoten aus den Zeiten von Vater und Sohn. Erziehung musikalischer wie ernährungsinhaltlicher Art. Florian „Flo“ Dauner spricht so entzückt von den „sensationellen Pfannkuchen“ seines Vaters Wolfgang, dass es fast schon wie Verklärung anmutet. Ich träume mit und stelle mir den perfekten Pfannkuchen vor wie im Märchen „Der Süße Brei“ der Gebrüder Grimm, immer und ewig aus der Pfanne quellend …
Nach 25 Jahren Pause guckt Florian zum ersten Male wieder zu, wie sein Vater kocht. Der trommelnde Sohn bekennt, während seines Studiums in Boston auf jeden Fall zweimal wöchentlich zu McDonald’s gepilgert zu sein. „Die doppelte Kohlenhydratgeschichte fand früher immer an Weihnachten statt“, erinnert sich Florian und zählt den für die Familie typischen Dezemberschmaus vor: Braten, Spätzle, Kartoffelsalat und grüner Salat. Doch zuvor ergötzt sich die Besucherschar an den fingerfood-affinen Antipasti Misto, die zur Stärkung fürs Kochen angerichtet sind.
Hm, Wolfgang hat sich entschieden, ein grün-rotes Pastagericht zu zelebrieren. Ist das die lukullische Inkarnation der neuen Baden-Württembergischen Landesregierung? Ein Schock für die Traditionalisten, statt gewohntem Pfannkuchen integrationsbehaftete schwäbische Pasta-Adaption? Mamma mia! Übrigens: Warum sieht man in Stuttgart so viele gut aussehende schwarzhaarige, stattliche Italiener, unter denen sich der eine oder andere Schwabe herauskristallisiert? Ob sich das mit dem Eisenbahn- oder Bergbau vergangener Jahrhunderte erklären lässt?
Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Buchtipp: Petra Reski, „Von Kamen nach Corleone, Die Mafia in Deutschland“, Hoffmann und Campe 2010.
Manch einer bringt alles durcheinander oder ist nicht befähigt zu differenzieren. Nicht so unser Mann hinterm Herd, wie es scheint, ein waschechter Stuttgarter, den ich kennenlernte, wie ihn alle Jazzfans beschreiben würden: mit langem Pferdeschwanz. Wolfgang widmet sich der Entdeckelung der grünen Paprika. Reife Früchtchen rundum, denn die Paprika ist schlicht eine Beere – aus botanischer Sicht, vernehme ich. Große Scheiben werden mit Sorgfalt geschnitten, nachdem die Kerne im Innern entfernt worden waren. Sodann wendet sich der Urschreivater des Jazzpianos in Deutschland den großen und fetten Ochsenherztomaten zu. Auch hier findet eine Scheibelung statt.
Für manche unserer S21-Hardliner scheint, was die Kosten des unterirdischen Bahnhofs und seiner Zufahrtswege etc. betrifft, die Erde eine Scheibe zu sein. Verkehrlich den ausbaufähigen Kopfbahnhof durch einen unzulänglichen Tunnelbau zu ersetzen, ist und bleibt – egal wie eine Volksabstimmung o. ä. aussehen möge – ein Schildbürgerstreich. Nicht der erste.