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Multiphonics 2024

Dass ein Instrument im Fokus eines Festivals steht – im Fall der Multiphonics ist es die Klarinette –, dürfte ein Alleinstellungsmerkmal im Festivalkalender sein. Gegründet wurde das Festival von der Kölner Klarinettistin Annette Maye, die nach wie vor als künstlerische Leiterin agiert. Wie vielfältig die Klarinette in diversen Ensembles und Genres eingebettet ist, davon zeugt das Programm der diesjährigen Multiphonics, die vom 19. bis zum 29. Oktober in Köln und vom 31. Oktober bis zum 9. November in Wuppertal über diverse Bühnen gehen.

Annette Maye (Foto: Yoshi Toscani)

Das Programm in beiden Städten unterscheidet sich zum Teil erheblich. „In Wuppertal arbeiten wir mit diversen Veranstaltern zusammen“, sagt Jens Eggensperger, der Geschäftsführer der Multiphonics. „Dazu zählen Open Sky und die Macher des Wuppertaler Jazzmeetings, das traditionell im November stattfindet und sich daher zum Teil mit den Multiphonics überschneidet. Damit wollen wir die Kräfte, die in Wuppertal Jazz und Artverwandtes veranstalten, bündeln und Synergien erzeugen. Für viele unserer Künstler, die zum Teil extra aus den USA anreisen, ist es außerdem attraktiv, noch einen zweiten Gig in Deutschland zu spielen.“

Bill Frisell (Foto: Monica Jane Frisell)

Headliner in Köln ist der US-Gitarrist Bill Frisell mit seinem Quartett Four. „Wir sind natürlich stolz darauf, Bill Frisell für unser Festival gewonnen zu haben“, sagt Jens Eggensperger. „Er spielt in der Trinitatiskirche mit dem Pianisten Gerald Clayton, dem Tenorsaxofonisten und Klarinettisten Greg Tardy und dem Schlagzeuger Johnathan Blake.“

Weitere Headlinerin ist die New Yorker Klarinettistin Anat Cohen, die 2018 schon einmal bei den Multiphonics zu Gast war. Dieses Mal kommt sie mit ihrem Quartetinho, zu dem der Pianist und Akkordeonist Vitor Gonçalves – übrigens der Bruder von Cohens Lebensgefährten Marçello Gonçalves –, der Vibraphonist und Perkussionist James Shipp und der Bassist Tal Mashiach gehören. Mit dieser Band spielt Cohen auch in Wuppertal, und auch die belgische Flat Earth Society, das Duo Marco Colonna und Alexander Hawkins, das Trio der Bassklarinettistin Fie Schouten und das Weltmusik-Ensemble Road to Erbil sind in beiden Städten zu erleben.

Alexander Hawkins (Foto: o.A.

Die letztgenannte Band verbindet irakische Musiker mit internationalen Jazzstars wie dem französischen Tubaspieler Michel Godard, der Sängerin Simin Tander und dem deutschen Schlagzeuger Jens Düppe – auch Annette Maye ist Teil des Ensembles. „Die Kombination der irakischen und westlichen Herkünfte spiegelt sich auch in der instrumentalen Besetzung des Ensembles wider“, betont Jens Eggensperger. „Bei Road to Erbil treffen nämlich eine Jazz-Rhythmusgruppe und westliche Holzblasinstrumente auf traditionelle Instrumente wie die irakische Djoze, die Rahmentrommel Daf, die Saz und die Ney. Das sowie die Begegnung von Gesangsarten aus Ost und West sorgen für ein Klangerlebenis jenseits gängiger Genregrenzen. Hervorgegangen ist die Band aus verschiedenen Austauschprojekten des Goethe-Instituts vor ungefähr zwanzig Jahren.“

Simin Tander (Foto: Matthis Kleeb)

Nur in Köln ist die Wiener Sängerin Golnar Shahyar – die zuletzt mit ihrem Soloalbum „Tear Drop“ für Furore sorgte – zusammen mit Annette Maye, dem Bassisten Haggai Cohen-Milo und dem Gitarristen Mahan Mirarab zu erleben. Nur in Wuppertal stehen das Duo DIMA – das sind der Pianist Roman Babik und der Holzbläser Dimitrij Markitanov –, Zugluft feat. Jarry Singla sowie die Sängerin Maria Basel auf dem Programm.

Spielort in Wuppertal ist der Skulpturenpark Waldfrieden, der seit 2006 von Tony Cragg mit bildhauerischen Arbeiten übersät und gleichzeitig zum attraktiven Ort für Konzerte wurde. „Die Villa wurde zum Beispiel aufwändig restauriert, der Wald und die Lichtung sind teilweise neu angelegt worden“, weiß Jens Eggensperger zu berichten. „Seit dieser Zeit gibt es auch Konzerte im Skulpturenpark, bei denen schon internationale Stars wie Al di Meola und Enrico Rava aufgetreten sind. Für uns ist es daher nicht nur ein Vergnügen, sondern auch eine große Ehre, mit unserem Festival nun auch hier vor Ort zu sein.“

Weiterführende Links:
Multiphonics Festival

Foto
Yoshi Toscani, Monica Jane Frisell, Alexander Hawkins, Matthis Kleeb

Veröffentlicht am unter Live things

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