165: Jazz thing Mixtape auf ByteFM
„Ich dachte immer, ich wäre alt“, sagte Bettye Lavette, die im Januar 75 wird, Anfang Juli zu Ringo Starr anlässlich dessen 80. Geburtstags. Die R&B-Sängerin, deren viele Karrierebrüche man ungefiltert in ihrer schmerzlich schönen Stimme hört, hat gerade ein neues Album veröffentlicht. „Blackbirds“ heißt es und enthält einige ihrer Lieblingslieder bewunderter Sängerinnen. Etwa den „Blues For The Weepers“, Mitte der 1960er ein Hit für Della Reese, der jetzt in Lavettes Version dieses Mixtape eröffnet. Ein knappes halbes Jahrhundert jünger als Lavette ist die Saxofonistin Nubya Garcia aus dem Londoner Stadtteil Camden. Ihr empathischer Beitrag zu diesem Mixtape, ein Stück ihres Debütalbums „Source“, heißt passenderweise „The Message Continues“. Die Botschaft von BANTU, einem Empowerment-Band-Kollektiv aus Lagos, Nigeria, um den „Brothers Keepers“-Initiator und deutsch-nigerianischen Aktivisten Ade Bantu, ist ebenso klar: „Everybody Get Agenda“ („Jeder hat einen Plan“), eine „Agenda“. „Cash And Carry“ heißt das passende Stück dazu, so politisch und powerful wie party-perfekt. Ihr letztes, sehr elektronisches Album hat die Sängerin Oumou Sangaré aus Mali jetzt neu und „Acoustic“ aufgenommen. „Djoukourou“ zeigt, wie herrlich das funktioniert.
Der in Köln arbeitende Bassist und Komponist Reza Askari spielt auf seinem aktuellen Album „Magic Realism“ im ROAR-Trio mit Saxofonist Stefan Karl Schmid und Drummer Fabian Arends, etwa eine Ode an die fließend fliegende „Firefly“, das Glühwürmchen. Während dieses deutsche Wort an Niedlichkeit kaum zu überbieten ist, unterliegt die „Weinbergschnecke“ deutlich einer „Vineyard Snail“. Letztere bespielen hier die gar nicht schneckenhaft, aber einnehmend klangraumgreifend improvisierenden Musiker um die Cellistin Elisabeth Coudoux. Der ehemalige Miles-Mitarbeiter Mino Cinelu aus Martinique und sein neuer norwegischer Freund Nils-Petter Molvær finden in „Sula Madiana“, einem Tribut an den erst kürzlich verstorbenen Manu Dibango, eine schöne, neue Außerweltmusik. Der amerikanische Saxofonist JD Allen nennt sein aktuelles (14.!) Album „Toys/ ie Dreaming“ – wir hören den zweiten Teil dieser Ungleichung und darin Hoffnung bis zuletzt. Der Berliner Pianist Marc Schmolling gibt uns zum Ende noch ein „Suvenyr“ aus seinem neuen Solo-Album mit auf den Weg, eine Ode an die zärtliche „Maminka“. Zum Ausklang, soviel davon noch in die Sendestunde passt, rezitiert uns Gregory Porter seine „Long List Of Troubles“. Das 165. Jazz thing Mixtape gibt es am Freitag, 4. September, ab 11 Uhr eine Stunde lang auf ByteFM – mit Götz Bühler am Mikrofon.
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ByteFM
Playlist#165
für das Jazz thing Mixtape vom Freitag, 4.9.2020, 11-12 Uhr
Bettye Lavette Blues For The Weepers Blackbirds (Verve/Universal)
Nubya Garcia The Message Continues Source (Concord/Universal)
BANTU Cash And Carry Everybody Get Agenda (Soledad/Broken Silence)
Oumou Sangaré Djoukourou Acoustic (NoFormat/Indigo)
Reza Askari ROAR Firefly Magic Realism (QFTF/qftf.bandcamp.com)
Elisabeth Coudoux Emiszatett Vineyard Snail Physis (Impakt Records/impakt-koeln.bandcamp.com)
Mino Cinelu & Nils Petter Molvær Sula Madiana (For Manu Dibango) Sula Madiana (BMG)
JD Allen Die Dreaming Toys/Die Dreaming (Savant/ZYX)
Marc Schmolling Maminka Suvenyrs (Schmollingstones/marc-schmolling.de)
Gregory Porter Long List Of Troubles All Rise (Blue Note/Universal)