224/6: Jazz thing Mixtape auf ByteFM/onejazz

Marcin Masecki 'Monk'Marcin Masecki „Monk“Eigentlich wollte ich von meiner Suchmaschine nur wissen, ob wir in diesem Jazz thing Mixtape Geburtstage feiern könnten. (Ja, den 95. von Pianist Tommy Flanagan am 16.3. oder den 108. von Nat „King“ Cole am 17.) Aber eine der von Google vorgeschlagenen Fragen lenkt mich ab, nämlich: „Did jazz exist in the 1800s?“ Die Antwort gibt Illinois CASA, ein Freiwilligenprogramm zur Kinderförderung. Laut dem gibt es „jazz music since the late 1800s“ und weiter: „Sie (die Jazzmusik) entstand in den afroamerikanischen Gemeinden des Südens. Seitdem hat der Jazz die Welt im Sturm erobert. Nach der Abschaffung der Sklaverei versuchten viele befreite Sklaven, Arbeit zu finden …“ So wie es anscheinend immer mehr und immer neue Geschichten des Jazz gibt, so finden wir Reaktionsmitglieder zum Glück auch immer mehr Jazz für diese Sendung. Und ähnliche, verwandte, benachbarte, passende Musik. Davon in diesem Mixtape: Trompeterin Yazz Ahmed und Saxofonistin Muriel Grossmann mit neuen Alben, Terri Lyne Carrington und Angela Davis auf einem Roberta-Flack-Remix. Dazu Neues von den Last Poets, von MRCY aus UK, Yaron Herman in neuer Quintett-Besetzung, Miramar aus Richmond, Virginia, oder Raul Monsalve y Los Forajidos aus Caracas via Paris. Außerdem das Debüt von Shogo Seifert und seiner Band Rauke in der Reihe Jazz thing Next Generation, ein Monk-Tribut von Marcin Masecki, Meditatives von Mr. Vertigo und Filmisches von Stefan Rusconi.

Kurz, aber prägnant entführt uns Yazz Ahmed „Into The Night“ mit einem Stück von „A Paradise In The Hold“. Die überlebenden beiden Mitglieder der legendären Spoken-Word-Aktivisten The Last Poets, aktuell auch in Europa auf Tournee, fragen auf ihre ganz eigene Art „Related To What“ auf ihrem aktuellen Longplayer „Africanism“. Thematisch passend dazu: ein herrliches Stück der aus Wien stammenden Saxofonistin Muriel Grossmann namens „African Call“ von „MGQ Live At King Georg, Köln“, dem ersten Album auf dem Label POWERHOUSE Records, initiiert von King-Georg-Programmmacher Hermes Villena. In Erinnerung an die kürzlich verstorbene Roberta Flack, die von der Jazzpianistin zum Soulsuperstar wurde, hören wir einen Remix ihrer Version von Eugene McDaniels „Compared To What“ mit würdigenden Worten von Terri Lyne Carrington und Angela Davis.

Zwei Portionen moderner Latin-Soul gefällig? Raul Monsalve y Los Forajidos kommen entweder aus Caracas oder Paris, kombinieren auf ihrem Album „Sol“ mit „Fuego al Campanero“ mindestens beide Welten. Das Trio Miramar aus Richmond, Virginia, modernisiert den kubanischen Bolero mit „Un Astro“ vom Album „Entre Tus Flores“. Das Duo MRCY aus UK, besteht aus Produzent Barney Lister und Sänger Kojo Degraft-Johnson, die sich im pandemischen 2021 zuerst virtuell kennenlernten, veröffentlicht sein drittes, auch physisch erhältliches Album unter dem Titel V„olume 2“ – wir hören daraus den Titel „Man“. Auf seinem eigenen Label Y-Lab (über Naïve) veröffentlicht Pianist Yaron Herman Anfang April mit neuem Quintett, unter anderem mit den beiden Saxofonistinnen Maria Grand und Alexandra Grimadas, sein erwartungsgemäß großartiges, trotzdem überraschendes neues Album „Radio Paradise“, aus dem wir „Trust“ hören.

Als 107. Debütant in der Reihe Jazz thing Next Generation veröffentlicht der Trompeter Shogo Seifert mit seiner Band Rauke „Causes Of Imagination“, aus dem wir das wunderbare „Receive“ spielen. „23 Meditations” leitet „stratocaster player, windcatcher, waverider, poem-writer!“ Ursus Bachthaler auf dem neuen Album seiner Band Mr. Vertigo an, allesamt eine intensive Hörerfahrung wert. Szenenwechsel: Es gibt aktuell so viele Jazz-Filme wie selten – über Erroll Garner, die Verwicklung der Jazz-Ambassadors in die Ermordung Patrice Lumumbas („Coup d’Etat“) und jetzt „Köln 75“ über die junge Vera Brandes und ihre Geschichte des Entstehungsdramas hinter Keith Jarretts „The Köln Concert“. Um Letzteren (übrigens nicht nur für Jazzfans sehr empfehlenswerten) Film geht es hier auf Umwegen mit „Leaving Earth Part One“ vom Album „Solace“ von Stefan Rusconi. Der Schweizer PIanist nämlich spielt die Klaviersolomusik in diesem Film, für den die originalen Aufnahmen, die auch den Grundstein für den Erfolg des Labels ECM legten, nicht freigegeben wurden. Im Ausklang schließlich widmet sich das Trio um Marcin Masecki, Eldar Tsalikov und Jan Pieniążek der Musik eines der größten Pianisten und Komponisten der Jazzgeschichte auf ihrem Album „Monk“ – mehr dazu in den dazugehörigen Liner-Notes unseres Redakteurs Martin Laurentius. All das findet sich sowohl auf Deutsch am Sonntag, 16. März, ab 12 Uhr auf ByteFM, als auch auf Englisch am Montag, 17. März, ab 21 Uhr auf onejazz – beide Male mit Götz Bühler am Mikrofon.


Playlist #223/5
für das Jazz thing Mixtape vom Sonntag, 16.3.2025, 12 – 13 Uhr, auf ByteFM, und Montag, 17.3.2025, 21 – 22 Uhr, auf onejazz

Yazz Ahmed Into The Night A Paradise In The Hold (Night Time Stories/Bandcamp)
The Last Poets Related To What Africanism (Africa Seven/Bandcamp)
Muriel Grossmann African Call MGQ Live At King Georg, Köln (POWERHOUSE Records/Bandcamp)
Roberta Flack Compared To What (Remix) (Rhino/Warner)
Raul Monsalve y Los Forajidos Fuego al Campanero SOL (Olindo/Bandcamp)
Miramar Un Astro Entre Tus Flores (Ansonia/Bandcamp)
MRCY Man Volume 2 (Dead Oceans)
Yaron Herman Trust Radio Paradise (Y-Lab/Naïve)
Shogo Seifert Rauke Receive Causes Of Imagination (Double Moon/Bertus)
Mr. Vertigo 23 Meditations 23 Meditations (Unit/Membran)
Stefan Rusconi Leaving Earth Part One Solace (stefanrusconi.bandcamp.com)
Marcin Masecki Ruby, My Dear 2 Monk (BMC/Galileo MC)

Weiterführende Links
ByteFM
onejazz.net

Text
Götz Bühler

Veröffentlicht am unter Mixtape

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