Podcast Folge 17
Am 7. April wurde der Pianist und Komponist Alexander von Schlippenbach 70. Im Jazz thing Podcast Special spricht er über Charlie Parker, die rebellischen Antriebskräfte des Jazz und das große Abenteuer Improvisation.
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Ich hab im „Podcast“ immer wieder ein paar interessante Punkte gefunden. Bei Schlippenbach hab ich zunächst aufgehört, weil mich Europäer, vor allem Deutsche nicht interessieren (sie werden in den Medien so ohne Rücksicht auf Relationen gepusht, dass sich bei mir regelrecht eine Aversion gegen alles „Heimische“ entwickelt hat). Was Schlippenbach zu Parker sagt, interessierte mich dann aber doch. Wenn Schlippenbach sagt, er wolle „die eigentlichen Antriebskräfte des Jazz wieder finden“, dann ist das auch in meinen Augen der entscheidende Punkt. Mangelsdorff hat das übrigens sehr ähnlich gesagt (Berendt, Ein Fenster aus Jazz). Ich denk, die Jazz-Kritik müsste das Verständnis für diese „eigentlichen Antriebskräfte“ fördern. Davon hängt wohl das Fortleben des „eigentlichen“ Jazz weitgehend ab (ohne Publikum keine finanzielle Basis), oder?
Lieber als die Musiker, die die „eigentlichen Antriebskräfte wiederfinden wollen“, höre ich allerdings jene, die diese „Antriebskräfte“ regelrecht personifizieren. Wenn ich Monk hören will, hör ich nicht Schlippenbach; wenn ich Coltrane hören will, hör ich nicht Brandford Marsalis Neuauflage von „A Love Supreme“, schon gar nicht einen deutschen Konservatoriums-Musterschüler, der sich spirituell fühlt; wenn ich Parker oder Armstrong hören will, hör ich nicht Wynton Marsalis, schon gar nicht einen Europäer, der ständig von klassischer Musik redet oder in allem Jazz stets die romantische Seite oder den politischen Protest sieht usw. … – sondern ich hör die Originale. Und wenn ich die „eigentlichen Antriebskräfte“ in einer heutigen Form hören will, hör ich in allererster Linie Steve Coleman. Aber davon find ich in den Medien nichts mehr und so bedeutet jeder Kontakt mit Jazz-Kritik Frust, der mir den Spaß an der Musik verdirbt. Ich schreib das, weil ich bei Ihnen immer wieder ein bisschen Hoffnung habe. Verstehen Sie mich?
Wo werden denn in welchen Medien deutsche Musiker gepusht? Das ist mir jedenfalls neu. Und vor allem die Generation um Schlippenbach – da vor allem Kowald und Brötzmann – ist doch sinnbildlich für ein gleichberechtigtes Miteinander von amerikanischen und europäischen Musikern; Brötzmann nimmt man doch fast als Chicagoer wahr. Und was Steve Coleman betrifft, so ist spätestens seit seinem Auftritt in Moers vor einem Jahr überdeutlich geworden, dass er in einer Sackgasse ist, aus der er so ohne weiteres auch nicht mehr heraus findet. Da helfen auch keine Wikipedia-Elogen auf ihn.
In meinen Augen sind Deine Behauptungen völlig verdreht, Laurie, und nach meiner Erfahrung ändert es gar nichts, wenn ich jetzt zu argumentieren beginne. Ich wollte eigentlich nur Broecking ein „Feedback“ geben (der Text fordert dazu auf). Ansonsten bleibe ich lediglich fern – wie andere zunehmend auch.