Podcast Folge 19

David Murray kritisiert die Ausbeutung der afroamerikanischen Kultur, Paolo Fresu spricht von der Zukunft der schwarzen Musik, Enrico Rava findet Folklore nicht wichtig.

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Deutscher Jazzpreis 2025

2 Kommentare zu „Podcast Folge 19“

  1. Ich find diese Podcast-Folge wieder sehr interessant.

    Ich denk, Paolo Fresu hat mit der Aussage, dass der Jazz nicht den Afro-Amerikanern gehört, vollkommen Recht. Nur war das noch nie anders: Schon die erste Jazz-Platte aus dem Jahr 1917 war eine „weiße“ (eher klamaukhafte) Version afro-amerikanischer Musik und das zieht sich durch die ganze Jazz-Geschichte bis zu den Europäern von heute. Man braucht sich nur Fresu und Rava auf dem folgenden Video ansehen: http://www.youtube.com/watch?v=gXf0WqxM1IA
    Was ist das anderes als eine komplette Kopie von Miles Davis persönlichem Stil und anderen Elementen aus der Jazz-Tradition? Keine Spur von einem eigenen Beitrag! Noch dazu ist es ausgesprochen lasch gespielt – weit unter dieser Miles-Davis-Mischung aus Relaxtheit und Boxer-Spannung. Wynton Marsalis, Roy Hargrove, Nicholas Payton spielen mit 100 Mal mehr Power. Mit welchem Recht erhebt also Fresu einen Besitzanspruch am Jazz??

    Nun mag er schon auch noch etwas anderes spielen – diese Geschichten mit sardischen, sizilianischen Lieder, Opern usw.. Alles mögliche Material zu verwenden, ist im Jazz aber ein alter Hut und (wie jeder weiß) ist all das stets nur der Aufhänger für das, was im Jazz vor allem zählt: die Improvisation, die eigene Sprache. Wenn ein Musiker schon bei „Round Midnight“ keine eigene Sprache hat, deren Stil im Jazz-Kontext überzeugent, dann wird er sie auch anderswo nicht haben – da kann er spielen, was er will. Selbst wenn sich ein viel besserer Trompeter wie Wynton Marsalis den Jazz auf die Fahnen heftet, fragt man: Wo ist sein Beitrag, der es rechtfertigt, sich in die Reihe von Louis Armstrong, Charlie Parker, Miles Davis, John Coltrane zu stellen? Wenn dann gar Leute wie Fresu den Anspruch auf den Jazz erheben, wird es absurd.

    Und richtig grauslich wird es bei Folgendem:
    http://www.zeit.de/online/2008/17/jazzahead
    Wenn in diesem Artikel davon die Rede ist, dass man die Meister des Jazz wie einen alten „weißen Bart“ abschneidet und entsorgt, dann denke ich z.B. an diesen Herren:
    http://www.zeit.de/online/2007/04/Sonny-Rollins
    Und mir kommt die Galle hoch. Bis zu solchen Erbärmlichkeiten treibt man das Spiel mit der In-Besitznahme des Jazz bereits und noch nie habe ich ein Wort von einem europäischen Musiker gehört, der sagt: „Stopp Leute! Seid ihr wahnsinnig?“

    Ich verstehe, dass es beim Kampf um den kleinen Jazz-Markt nicht zimperlich zugeht. Wenn aber jeder Respekt, jede Achtung über Bord geworfen wird, dann ist das Spiel für mich vorbei. Selbst wenn diese Musiker, die den Jazz für sich reklamieren, tatsächlich gut wären, würde ich sie nicht hören wollen, denn es fehlt die Achtung und Würde – und ohne die ist es kein Jazz.

  2. Hallo mampf,altes Haus.
    Meine Aussage über den schwarzen Jazz,der um es mit David Murrays Worten zu sagen,man entferne den Gospel &den Blues,was ist es dann für ein Jazz?kennst du ja.Im modernen Freejazz gibt es meines Erachtens sehrwohl eine nonkonformistische(individuelle)Ausdrucksweise,die wiederum mit einem Afroamerikanischen Ansatz(Rhytmus)konform geht.Es ist doch wichtig für einen leidenschaftlichen Jazzmusiker,neue meinetwegen auch globale Musik mit seiner ureigenen musikalischen Individualität zu mischen. Du siehst,ich bin ein Visionär oder doch nur der PSIchiater?