Mahalia Jackson: 100
Sie sang Gospels und liebte Geld, es gab Abende, da polsterten 15.000 US-Dollar Gage ihren Bra. Martin Luther King Jr. ließ sie singen, bevor er sprach: Mahalia Jackson war „His Master’s Voice“. Am 26. Oktober vor 100 Jahren wurde Jackson in New Orleans geboren, bei ihrer Beerdigung im Januar 1972 hielt die King-Witwe Coretta die Grabrede. Duke Ellington lobte in seiner Autobiografie nicht nur ihre Kochkünste, er berichtete auch, wie Jackson sich beschwerte: „Duke, du willst ja eine Opernsängerin aus mir machen“, soll sie gesagt haben, als er ihr vorschlug, die Lichter im Studio zu löschen und „Come Sunday“ ganz alleine zu singen. Bei der mittlerweile gut dokumentierten Aufnahmensession für „Black, Brown & Beige“ vom Februar 1958 kann man die große Gottesfürchtige für sieben CD-Sekunden sehr weltlich fluchen hören.
Als Kernstück der „Black, Brown & Beige“-Suite etablierte sich die gospelähnliche Komposition „Come Sunday“ zunächst vor allem als Solo des Altsaxofonisten Johnny Hodges. Für die Gesangsaufnahme mit Jackson hatte Ellington einen religiösen Text geschrieben. Er griff auf „Come Sunday“ erneut zurück, als er 1963 anlässlich der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Sklavenbefreiung beauftragt wurde, ein Werk zu schreiben. Zur Aufführung kam „My People“, ein stark autobiografisch geprägtes, ambitioniertes „Black Life In Music“-Statement mit der Reverend-King-Jr.-Hommage „King Fit The Battle Of Alabam“. Auf der in diesem Monat erscheinenden James-Carter-CD „At The Crossroads“ (Emarcy/Universal) singt der Schlagzeuger Leonard King Jr. pünktlich zum 100. Geburtstag von Mahalia Jackson eine neue Interpretation des Ellington-Jackson-Klassikers „Come Sunday“.