Gestorben: Wolfgang Lauth
In den 1950er-Jahren waren auch für deutsche Jazzmusiker die amerikanischen Vorbilder das Maß aller Dinge. Dass man schon damals auf der Suche nach einem eigenständigen, europäischen Weg im Jazz gewesen ist, dafür ist nicht nur der Posaunist Albert Mangelsdorff ein Beispiel gewesen, sondern auch der Pianist und Komponist Wolfgang Lauth. Zwar jamte der am 15. Mai 1931 in Ludwigshafen geborene Lauth als Leiter der Hausband im Heidelberger Jazzclub Cave 54 jede Nacht mit US-Musikern. Doch berühmt wurde er für seine Arbeiten im Quartett bzw. Septett, in denen er mit seiner griffigen Fusion von amerikanischem Bebop und Cool Jazz mit europäischer Barockmusik erfolgreich experimentierte. Konsequenter noch als zum Beispiel das amerikanische Modern Jazz Quartet vereinte Lauth die Improvisationsprinzipien des Jazz mit der formalen Strenge der Barockmusik. An sein gefeiertes Konzert mit seinem Quartett beim Deutschen Jazzfestival Frankfurt 1955 schloss sich eine unter anderem mit Joachim Ernst Berendt organisierte Tournee unter dem Motto „Jazz und Alte Musik“ mit mehr als 150 Konzerten an.
In den 1960ern zog sich der Pianist Lauth aus der Jazzszene zurück, arbeitete jedoch weiterhin als Komponist und Arrangeur, wie es zum Beispiel seine 1966 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführte Kantate für Jazzensemble und gemischten Chor, „Denn Liebe ist stark wie der Tod“, ebenso zeigte wie seine drei Jazz-Ballette für das Mannheimer Nationaltheater und vor allem sein Soundtrack für den BASF-Dokumentarfilm „Um Jahrmillionen voraus“, der 1976 für einen „Oscar“ nominiert war. Einen musikalischen Überblick über sein Schaffen bekommt man mit den beiden bei Bear Family Records erschienenen CDs „Lauther“ und „Noch Lauther“, als humorvoller Geschichtenerzähler wiederum stellte sich Lauth in seiner Autobiografie von 1999 vor, „These Foolish Things“. Am 30. August 2011 ist Wolfgang Lauth 80-jährig in einem Mannheimer Krankenhaus gestorben.