RIP: Barbara Buchholz
Ein seltsames Instrument: Nur mit dem Abstand der Hände zu den beiden Antennen, die elektrische Felder erzeugen, wird das Theremin gespielt. 1919 vom russischen Physiker Lew Termen erfunden, sollte dieses frühe elektro-akustische Instrument ursprünglich in der komponierten Musik den Violinpart übernehmen. Doch bald schon entdeckte auch die Filmindustrie das ungewöhnliche Klangspektrum dieses Instruments und setzte es als Soundtrack zur Spannungssteigerung in Horror- und Science-Fiction-Filmen ein.
Dass das Theremin aber zu mehr zu gebrauchen ist, das hat unter anderem Barbara Buchholz zeitlebens gezeigt. Nachdem die Berlinerin Mitte der 1990er-Jahre das Theremin für sich entdeckt hatte, ging sie nach Moskau, um bei der Großnichte des Erfinders, Lydia Kavina, das Instrument zu lernen. Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland machte es sich Buchholz zur Aufgabe, das Theremin in vielen verschiedenen Stilistiken auszuprobieren, wie sie es zum Beispiel 2008 auf ihrer CD „Moonstruck“ (Intuition/Challenge) unter anderem mit dem Trompeter Arve Henriksen zeigte: „Ich versuche stets, auf dem Theremin eine andere Klangästhetik zu entwickeln. Die Arbeit mit Arve hat mich herausgefordert, weil das Theremin der Trompete mal ganz ähnlich klingt, mal einen Kontrapunkt bildet.“
In den vergangenen Jahren war Buchholz oft mit der Jazz Bigband Graz zu hören. In dieser orchestralen Besetzung hat sie mit dem Theremin eine adäquate Umgebung gefunden, in die sie das ungewöhnliche Klangspektrum ihres Instrument passgenau einfügen konnte. Im Januar 2011 wurde Buchholz mit dem Westfalen-Jazzpreis des Festivals in Münster ausgezeichnet – unter anderem wegen der Neupositionierung des Theremins in der aktuellen Musik. Am frühen Morgen vom 10. April ist Barbara Buchholz 53-jährig in Berlin an den Folgen ihrer Krebserkrankung gestorben.