Neue Musikdokus: Bessarabien & Cairo
Eine Suche nach den miteinander verknüpften Wurzeln der jüdischen und der Roma-Musik unternimmt der Pianist Alan Bern in „Der zerbrochene Klang“. Mit seiner 14-köpfigen Band The Other Europeans, der unter anderem auch der Tubist Mark Rubin, der ungarische Cimbalom-Virtuose Kalman Balogh und der moldawische Geiger Marin Bunea angehören, versucht er, die gemeinsame bessarabische Tradition der Klezmorim und Lautari-Spielleute zu rekonstruieren und mit neuem Leben zu füllen. Yvonne und Wolfgang Andrä ist ein Roadmovie gelungen, der auf der Suche nach einem verlorenen Sound von Austin über Paris, Budapest und Jerusalem bis nach Krakau und Chisilãu führt. Dabei zeigt er sehr bewegend die Probleme jüdischer Identitätsfindung nach dem Zweiten Weltkrieg mittels Musik auf und lässt einen die feinen Unterschiede von Klezmer- und Roma-Vokabular über ein ganzes Jahrhundert hinweg erspüren. Zur Zeit in deutschen Programmkinos zu sehen.
Die Freiburger Filmemacher Alexander Brief und Johannes Roskamm stellen derzeit bei ausgewählten Festivals ihre Produktion „Tracks Of Cairo“ vor. Die Doku, die über das gesamte Jahr 2011 entstand, beleuchtet die alternative Musikszene der ägyptischen Hauptstadt und ist – was ursprünglich nicht geplant war – durch die parallelen politischen Ereignisse zugleich ein Tagebuch der Revolution geworden. Neben bekannten Künstlern wie Mohammed Mounir und dem Oriental-Jazzer Faty Salama haben Brief und Roskamm die Indie-Stars Wust El Balad, die Heavy-Metal-Frauenband Mascara oder das Experimental-Trio Bikya interviewt, geben außerdem einen Einblick in den Elektro-Shaaby. Ein eindrückliches Zeugnis einer Szene, die sich derzeit in einem Schwebezustand zwischen Euphorie und Depression befindet.