Gestorben: Chavela Vargas
Den mexikanischen Gesang hat sie über Jahrzehnte als lebende Allegorie verkörpert, nun ist sie am 5. August im Alter von 93 Jahren gestorben: Chavela Vargas, die mit Liedern wie „Paloma Negra“ oder „La Llorona“ bekannt wurde, erlag in einem Krankenhaus im südmexikanischen Cuernavaca einer Lungenentzündung. Bereits als Jugendliche machte sie sich nach Mexiko City auf, wo sie zunächst als Musikerin auf der Straße sang, sich später in Bars verdingte. Erst mit über 30 erlangte sie Bekanntheit, als sie der Komponist José Alfredo Jiménez entdeckte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Vargas bereits das Genre „Rancher“a ganz zu ihrem eigenen gemacht. Mit ihrer tiefen, rauen, in späten Jahren geradezu ledernen Stimme voller Schmerz und Bitterkeit brach sie in die Männerdomäne ein, befreite sie vom süßlichen Mariachi-Kitsch. 1961 nahm sie unter der Leitung von Jiménez ihre erste von 80 LPs, „Noche De Bohemia“, auf und erlangte große Popularität in der spanischsprachigen Welt. Darüber hinaus avancierte sie durch Gastspiele in Acapulco zum Liebling von Hollywoodstars wie Ava Gardner und Elizabeth Taylor, auf deren Hochzeit sie auftrat.
Ende der 1970er zog sie sich mit ihrer Papageiendame, bedingt durch massive Probleme mit dem Alkohol aus dem Showgeschäft zurück, feierte 20 Jahre darauf jedoch ihr Comeback. 1993 und ’94 nahm sie in Madrid in kürzester Zeit drei neue Alben auf und legten den Grundstein für ihre Alterskarriere. Mit 83 hatte sie noch ihr Debüt in New Yorks Carnegie Hall, brach 2007 schließlich mit der Gewohnheit, sich nur von Gitarren begleiten zu lassen, und veröffentlichte mit „Cupaima“ ein lautmalerisches und archaisches Tribut ans präkolumbische Erbe ihrer Heimat. Auch auf der Leinwand hatte sie eindrucksvolle Auftritte: So etwa in Werner Herzogs „Schrei aus Stein“ als Indianerin, in Pedro Almodóvars „La Flor De Mi Secreto“ oder auch in Julie Taymors „Frida“, in der sie ihrer langjährigen Freundin Frida Kahlo als Tod erscheint. Noch vor wenigen Tagen hatte Vargas in Spanien Werbung für ihr neues Opus „La Luna Grande“ gemacht. Vor dem Tod hatte sie keine Angst: „Ich werde nicht sterben, sondern transzendieren“, ließ sie verlauten.