RIP: Jayne Cortez
Auf dem Podium wirbelte sie Rhythmen und Worte, im Gespräch verhielt sie sich eher abwartend, skeptisch, fragte nach, testete den Gesprächspartner, steckte das Terrain mit kurzen Antworten ab. Die afroamerikanische Widerstandspoetin Jayne Cortez wurde 1934 in Arizona geboren und wuchs in Los Angeles auf. Anfang der 1960er-Jahre war sie mit Ornette Coleman verheiratet, der gemeinsame Sohn Denardo Coleman wuchs bei ihr auf.
Sie bestand darauf, dass Don Cherry richtig zuhört: Erst wenn er beide Seiten nachspielen konnte, lieh sie ihm eine neue Platte aus. Anfang der 1950er-Jahre lebten beide in Watts, Los Angeles, und Cortez hatte alle Bebop-Schallplatten. Die Fortschritte, die die schwarze Improvisationsmusik in jenen Jahren machte, habe sie genau gespürt. Ende jenes Jahrzehnts engagierte sich Cortez im „Civil Rights Movement“ in der Mississippi-Gegend, wodurch ihre schriftstellerische Arbeit nachhaltig politisiert wurde. In den 1960er-Jahren studierte auch der afroamerikanische Publizist Stanley Crouch in den Schreib-Workshops von Cortez. Später heiratete sie den Bildhauer Melvin Edwards und lebte in New York und im Senegal. Sie schrieb zehn Gedichtbände, mit der von ihrem Sohn Denardo geleiteten Band The Firespitters machte sie verschiedene Platten, 2003 erschien die CD „Borders Of Disorderly Time“.
Cortez erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den „Langston Hughes Award“. Sie leitete die Organisation „Women Writers Of Africa“ und koordinierte im Oktober 2004 die zweite „Yari Yari International Conference Of Women Writers Of African Descent“ in New York. „I cut my hair into a permanent tam / Made my feet rebellious metronomes“, schrieb Cortez in ihrem Buch „Jazz Fan Looks Back“, das 2002 bei Hanging Loose Press erschien. Cortez, die sich als politische Aktivistin und Jazz-Poetin beschrieb, starb am 28. Dezember in New York City. Sie wurde 78 Jahre alt.