Berliner Bär: Rolf Kühn
Zirkuszelt, Judenverfolgung, DDR und das Wunderkind von Leipzig – der Klarinettist Rolf Kühn kam in seiner Heimatstadt über eine Benny-Goodman-Platte zum Jazz. Aus dem Arbeiterbezirk Lindenau machte er seinen Weg in das Penthouse von Benny Goodman und mit Lester Young auf die Bühne der Carnegie Hall. Kühn ist einer der ganz wenigen deutschen Jazzmusiker, die es auch in den USA schafften. Die Wunden von Billie Holiday, der Auftritt beim Newport Jazz Festival und Aufnahmen mit Ornette Coleman: ER hat alles hautnah erlebt. Leipziger Stolpersteine, der Rundfunk im Amerikanischen Sektor, die Badewanne in Berlin, ständig auf der Suche nach neuen Freiheiten. Nach Duo-Projekten mit seinem Bruder Joachim und großformatigen Orchester-Einspielungen, traf Kühn im Sommer 2008 auf den damals gerade 24-jährigen Schlagzeuger Christian Lillinger, Gitarrist Ronny Graupe und Bassist Johannes Fink.
„Jazz ist für mich jetzt spannender als jemals zuvor wegen der Weiterentwicklung durch die verschiedenen Musiker, die neu dazu kommen und auch eine neue Sprache mitbringen“, sagt der heute 83-jährige Musiker. Am 18. Januar wird Kühn im Rahmen einer großen Gala-Veranstaltung im Springer-Hochhaus mit dem „Berliner Bären“ ausgezeichnet. Der Kulturpreis der B.Z., der seit 1991 an herausragende Künstler und Kulturschaffende vergeben wird, ging bereits unter anderem an die Berliner Philharmoniker, Daniel Barenboim, Norman Foster und Helmut Newton. Kühn ist der erste Jazzmusiker, der mit der Bronze-Plastik ausgezeichnet wird.