jazzahead! Skoda Award: Han Bennink
„Es kann leicht passieren, dass die Zeit kommt, da ich vielleicht nur mit tausend Streichhölzern spiele“, sagte Han Benninkvor einer ganzen Weile. Doch es kam dann anders. Der Schlagzeuger, der 1942 als Johannes Hendrikus Bennink im holländischen Zaandam geboren wurde, reduzierte sein Drumset noch mehr auf das Wesentliche und stieg auch als Musiker immer tiefer in die Geschichte des amerikanischen Jazz ein. Heutzutage gibt es wahrscheinlich keinen anderen europäischen Schlagzeuger, der die Leistungen der alten Meister der swingenden Musik aus den USA so tiefgründig verinnerlicht und in die eigene Sprache transformiert wie Bennink. Was umso mehr überrraschend ist, wenn man sich vor Augen führt, dass er zur ersten Generation der europäischen Free-Jazz-Musiker gehört, die vor gut 40 Jahren bewusst mit der Tradition des amerikanischen Jazz gebrochen hatten.
Zusammen mit seinen Landsleuten Willem Breuker und Misha Mengelberg rief Bennink 1967 den „Instant Composers Pool“ (ICP) ins Leben – wahrscheinlich das erste Independent-Jazz-Label Europas, das von Musikern selbst organisiert und betrieben wurde. Zur gleichen Zeit war der Autodidakt aber nicht nur mit Vertretern der europäischen Jazz-Avantgarde zu hören. Zwar war für Bennink der europäische Free Jazz sein Zuhause und der ICP mit seinem späteren Orchester das kreative Labor. Doch spielte er schon damals oft und gerne mit Amerikanern der unterschiedlichsten stilistischen Couleur – nicht nur mit Cecil Taylor, Ruswell Rudd oder Steve Lacy, sondern auch mit Ben Webster, Dexter Gordon oder Lee Konitz. Er war und ist einer der „geräuschhaftesten“ Schlagzeuger auf dem Jazzcircuit, der durch Materialerweiterung ungewöhnliche Ausdrucksformen erzielte. Vor allem aber ist er auch heute noch einer der wenigen Jazzmusiker, der sich und seine Kunst gerne selbstironisch in den Blick nimmt.
„Was ihn wirklich speziell macht, ist seine unbändige Liebe zur Musik, die ihn alle Mauern zwischen unterschiedlichen Jazzschulen und -stilen, zwischen allem, was die Mode streng geteilt, hat einreißen lassen“, sagt einer der künstlerischen Leiter der Bremer jazzahead!, Peter Schulze, über den Schlagzeuger. Denn Han Bennink wird in diesem Jahr mit dem mit 15.000 Euro dotierten „jazzahead! Skoda Award“ ausgezeichnet.