RIP: Manfred Niehaus
Es war ein Zufall: Weil Ende der 1980er-Jahre der Sendesaal im WDR Funkhaus in Köln renoviert wurde, musste der damalige Jazzredakteur des Westdeutschen Rundfunks, Manfred Niehaus, für Ersatz sorgen. Die Lösung des Problems war so pragmatisch wie praktisch: Niehaus, der stets auch regionale Entwicklungen in der Musik gefördert und unterstützt hatte, wich in den Stadtgarten aus, seit 1986 von der Initiative Kölner Jazz Haus (IKJH) verantwortet. Viele der Konzerte aus den Anfangsjahren dieser Spielstätte sind deshalb in Zusammenarbeit mit der WDR-Jazzredaktion entstanden und wurden als Mitschnitte Teil von Niehaus’ Jazz-Radioprogramm. Und mehr noch: Niehaus war es, der als einer der Ersten die Qualität und das Besondere der jungen Musiker aus Köln erkannte, die sich 1978 als IKJH organisiert hatten. „Diese Kölner Gruppen haben einen speziellen Humor, eine spezielle Ironie, und die beruht auf der Fähigkeit, verschiedene Stile zu mischen“, wird er in „Jazz in Köln seit 1945“ von Robert von Zahn zitiert, „es ist nicht eine Clique, die auf ein bestimmtes ästhetisches Programm festgelegt ist, sondern es ist eine Guppe von Leuten, die denselben sozialen Status haben und dieselbe Profession, wobei also die ästhetischen Konzeptionen und auch die Ergebnisse durchaus verschieden sind.“
Doch das Regionale war nicht das Einzige, was die Arbeit des WDR-Jazzredakteurs Manfred Niehaus kennzeichnete. Anders als viele seiner Redakteurs-Kollegen zu der Zeit hatte er nicht nur den „klassischen“ Kanon des Jazz im Blick. Der gebürtige Kölner war zwischen 1957 und 1962 Schüler von Bernd Alois Zimmermann, arbeitete danach als Komponist, der sich mit Kammermusik-Werken einen Namen machte, und gehörte 1969 zu den Gründern der „Gruppe 8“, einem Zusammenschluss von acht Komponisten aus dem Rheinland. Bevor er 1978 die Leitung der Jazzredaktion übernahm, war er zehn Jahre lang verantwortlich für die Neue Musik im WDR. Und legte da die Grundlage für eine besondere Perspektive: Denn für Niehaus waren improvisierte und komponierte Musik kein Gegensatz. Vielmehr suchte er nach Verbindungen zwischen den Welten Komposition und Improvisation und realisierte zahlreiche Produktionen mit Musikern, die sich in diesem Rahmen bewegten – wie zum Beispiel Michael Sell, Michael Riessler oder Norbert Stein.
Auch der US-Drummer Douglas Hammond gehörte zu den „komponierenden“ Jazzmusikern, der in den 1980ern in Niehaus einen Fürsprecher gefunden hat. „Es gibt nicht viele Menschen, die sich so intensiv für mich als Komponisten eingesetzt haben wie Manfred“, erinnert sich Hammond. Am 21. Februar ist Manfred Niehaus 79-jährig in Köln gestorben. Text: Martin Laurentius