Spardruck: Frankfurt & Stuttgart
„Frankfurt muss sparen.“ Lapidar steigt die „Frankfurter Rundschau“ mit einem Artikel in ein Thema ein, dass seine Brisanz schon in der Überschrift zum Ausdruck bringt: „Jazz im Palmengarten droht das Aus“. Frankfurts Kulturdezernent Felix Semmelroth von der CDU muss bei den Kulturausgaben 2014 insgesamt 9,2 Millionen Euro gegenüber dem Haushalt 2012 einsparen. Weshalb er zurzeit „Blaue Briefe“ an die bisherigen Nutznießer der städtischen Kulturförderung verschickt, in denen die möglichen Streichungen angekündigt werden. Davon betroffen ist nicht nur die seit 1959 stattfindende Open-Air-Konzertreihe „Jazz im Palmengarten“, sondern unter anderem auch die vom Frankfurter Mousonturm organisierte Sommerveranstaltung „Jazz im Park“. Bislang sind es nur Vorschläge, die Semmelroth zur öffentlichen Diskussion stellt. Fakt ist aber, dass der Kulturdezernent bislang nur die Hälfte der für 2014 geforderten Summe zusammen hat und er mit „Jazz im Palmengarten“ nun auch zum sprichwörtlichen „Tafelsilber“ der einstigen deutschen Jazzhauptstadt greifen muss, um die 9,2 Millionen Euro zu erreichen.
Auch im „Kulturmusterländle“ Baden-Württemberg kracht es. Der Landesrechnungshof fordert in seiner gerade veröffentlichten Broschüre „Beratende Äußerungen“, dass die Musikhochschulen im Land jährlich insgesamt fünf Millionen Euro sparen müssen, was zur Folge hätte, dass unter anderem 20 Prozent der Studienplätze gestrichen werden. Und mehr noch, wie die „Stuttgarter Nachrichten“ berichten: „Die Musikhochschule Stuttgart soll den Fachbereich Jazz an die Popakademie in Mannheim abgeben.“ In einem „Eckpunktepapier zur Weiterentwicklung der Musikhochschulen“ wird Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer von den Grünen konkret: „Mannheim konzentriert sich auf Jazz, Popmusik und Tanz. Die Popakademie wird in die Musikhochschule Mannheim integriert und erhält Hochschulstatus.“ Klar, dass sich gegen diesen Plan Widerstand regt – vor allem in der Landeshauptstadt Stuttgart: „Wir haben in den vergangenen 15 Jahren in Stuttgart eine Jazz-Matrix aufgebaut wie in keiner anderen deutschen Stadt“, sagt Mini Schulz, Bassist und seit 2012 als Nachfolger von Bernd Konrad Leiter des Studiengangs Jazz und Popularmusik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart: „Jetzt reißt man uns die Seele raus – die jungen Leute sind die Seele, sie spielen im BIX und in der Kiste.“
Weiterführende Links:
„Jazz im Palmengarten droht das Aus“
„Land will Jazzausbildung in Stuttgart schließen“