Günter „Baby“ Sommer: 70
„Wir machen das hier doch nicht zum Spaß“, witzelte der Bassist Barre Phillips vor zehn Jahren auf der Bühne im Schloss Elmau. Sein Schlagzeugkollege Günter „Baby“ Sommer hatte gerade ein bezauberndes Solo auf der Holzschlitztrommel gespielt und Phillips meinte nun, das betuchte Publikum könne die Löcher und Schlitze in der kastenförmigen Trommel doch nützen, um Geldstücke, Banknoten oder auch Auto- und Hausschlüssel zu hinterlassen. Den improvisierenden Musikern käme eine Finanzierungsspritze jedenfalls sehr gelegen. Phillips war damals im Trio mit Sommer und dem Posaunisten Conny Bauer unterwegs, eine Erinnerungstour an den 2002 verstorbenen Bassisten Peter Kowald.
Das Trio mit Sommer und Kowald war eines von Bauers herausragenden Projekten gewesen, die gemeinsame CD „Between Heaven And Earth“ wurde beim Schweizer Intakt-Label veröffentlicht. Ein anderes hatte Bauer 1984 für einige Jazz-Musiker aus der DDR in Paris angeschoben, so kam es zur Produktion der LP „Günter Sommer Et Trois Vieux Amis: Ascenseur Pour Le 28“ und zur offiziellen Gründung eines Quartetts, das in diesem Jahr auf großer Jubiläumstour ist: das Zentralquartett mit Bauer, Ernst-Ludwig Petrowsky, Ulrich Gumpert und „Baby“ Sommer. Besonders bei deren Konferenzen ging es bereits in den 1970er-Jahren hoch her – man soff, man redete viel, man stritt auch und man genoss die Freiheit, die die Musik bot. Man warf sich Hausnummern zu („Kennst Du die Stelle, wo der Pianist sich verspielt?“), hörte sich dann das Stück an und ging später noch zusammen proben. Bauer und Sommer wohnten damals nebeneinander in der Christburger Straße in Prenzlauer Berg und Petrowsky hatte sein Haus weit draußen in der Einflugschneise vom Flughafen Schönefeld. Dort traf man sich abwechselnd zu der jeweiligen „Conference at“ Baby, Conny oder Luten. Am 25. August wird Günter „Baby“ Sommer 70 Jahre alt, sein Berliner Geburtstagskonzert wird er am 3. September in der Urban Spree Galerie spielen. Zusammen mit Uli Gumpert führt er dann die gemeinsame CD „Das Donnernde Leben“ auf.
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Günter „Baby“ Sommer