RIP: Albert Murray

Albert MurrayThe Omni-Americans: Black Experience & American Culture von Albert Murray

Albert Murray nur als konservativen Autor zu bezeichen, das wäre zu kurz gegriffen. Murray, 1916 in Nokomis, Alabama, geboren, wurde spät Schriftsteller: Erst ab 1962, nachdem er als Major aus der US-Luftwaffe entlassen worden war, begann er, Essays für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften zu schreiben. Schon mit seinen ersten Texten begab er sich in Opposition zu Schriftstellern aus dieser Zeit – wie zum Beispiel James Baldwin – und propagierte, dass die USA keine Nation ausschließlich aus schwarzen und weißen Menschen seien. Amerika, so Murray in seiner ersten Buchveröffentlichung 1970, „The Omni-Americans: Black Experience & American Culture“, sei vielmehr eine „vielfarbige“ Nation, selbst in Zeiten eines rigide segregierten Umfelds: „part Yankee, part backwoodsman and Indian – and part Negro.“

Im Mittelpunkt von Murrays Vorstellung eines „Omni-American“ steht der Gedanke, dass sich amerikanische Identität am Ehesten durch Kultur definieren lässt; einer Kultur, deren Reichtum und Vielfalt auch und gerade den schwarzen Amerikaner zu verdanken ist, wie sie unter anderem in einer „Blues-Ästhetik“ zum Ausdruck kommt: „When the Negro musician or dancer swings the blues, he is fulfilling the same fundamental existential requirement that determines the mission of the poet, the priest and the medicine man. He is making an affirmative and hence exemplary and heroic response to that which André Malraux describes as la condition humaine.“ Ab 1970 veröffentlichte Murray eine Reihe von Büchern – neben Romanen und Essay-Sammlungen auch „Trading Twelves: The Selected Letters Of Ralph Ellison And Albert Murray“, mit dem ein faszinierender, vielschichtiger Einblick in die tiefe Freundschaft zwischen Murray und dem fast gleichaltrigen Schriftsteller Ralph Ellison gegeben wird. Außerdem verfasste er die Count-Basie-Biografie „Good Morning Blues“ mit, die ein Jahr nach Basies Tod 1984 veröffentlicht wurde, und brachte zusammen mit Wynton Marsalis und Stanley Crouch „Jazz At Lincoln Center“ auf den Weg. Am 18. August ist Murray 97-jährig in seinem Haus im New Yorker Stadtteil Harlem gestorben.

Text
Martin Laurentius

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