RIP: Paco de Lucia

Ist am 26.2. gestorben: Paco de LuciaPaco de LuciaIn Gitarristenzirkeln haben sich die Geister oft an ihm geschieden. Manchen galt sein Ton als zu hart, zu kompromisslos. Andere sahen gerade darin unverfälschte andalusische Seele und Feuer. Unbezweifelbar jedoch ist: Paco de Lucía war der bedeutendste Erneuerer des Flamenco im 20. Jahrhundert. Mit 66 Jahren ist er am 26. Februar im mexikanischen Cancún einer Herzattacke erlegen.

Über ein halbes Jahrhundert umspannte die Karriere des 1947 in Algeciras als Francisco Sanchez Gomez geborenen Musikers. Mit fünf Jahren bekam er vom Vater die erste Gitarre, der ihn auch unterrichtete. Bereits als Teenager nahm er eine Platte mit seinem Bruder auf. Der legendäre Sabicas übte großen Einfluss auf seine Entwicklung aus, da er ihn ermutigte, die Pfade der traditionellen Schule zu verlassen. Seine erste Soloplatte veröffentlichte Paco de Lucia 1967, zwei Jahre später tat er sich mit dem Sänger Camarón De La Isla zu einer langen künstlerischen Partnerschaft zusammen. Die beiden bereiteten den Weg für den Flamenco Nuevo, der Grenzen zum Jazz, Rock und Pop niederriss. In den 1970ern vermittelte er der jungen Generation Spaniens den Flamenco mit der LP „Fuente Y Caudal“, die seinen ersten Hit, die Rumba „Entre Dos Aguas“ enthielt.

1982 eroberte der Gitarrist schließlich ein internationales Publikum mit dem Millionenseller „Friday Night In San Francisco“, sein Livemitschnitt mit John McLaughlin und Al Di Meola. Mitte der 1980er stellte de Lucia auch sein eigenes Sextett zusammen, in dem unter anderem seine beiden Brüder Pepe und Ramón und der bekannte Flötist Jorge Pardo spielten. Seitdem hat er für den Flamenco immer wieder die Tore in verschiedenste Stilrichtungen geöffnet. Ausflüge unternahm er in die Filmmusik („Carmen“) oder in die Rockballade: Die akustische Gitarre in Bryan Adams‘  „Have You Ever Really Loved A Woman“ ist die seine.

Paco de Lucia wandte sich jedoch nicht nur populären Genres zu, sondern interpretierte mit dem „Concierto De Aranjuez“ oder Kompositionen von Manuel de Falla auch die klassischen Werke seiner Landsmänner. In den letzten zwei Jahrzehnten zog sich der Andalusier mit dem kantigen Lächeln über lange Phasen zurück, um dann wieder auf Tourneen zu glänzen. Im Alter wurde sein Spiel leicht und beflügelt, der Ton rund, die Virtuosität fast beiläufig. Angesichts dieser Souveränität versteht man sein berühmtes Zitat: „Die Bildung eines Flamenco-Gitarristen ist die Musik, die einen umgibt. Man lernt sie von der Familie, von Freunden, beim Trinken. Gitarristen müssen nicht studieren. Musik ist überall in unserem Leben.“ Text: Stefan Franzen

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