Gestorben: Horace Silver
Der Pianist Horace Silver spielte schon Anfang der 1950er-Jahre soulful und funky – und das bedeutete vor allem sehr gospel- und bluesbetont und an den Anfängen der schwarzen Volksmusik orientiert. Bei der ersten Aufnahme seiner Komposition „Filthy McNasty“, 1960 im New Yorker Jazzclub Village Gate, beschrieb Silver seine imaginäre Figur McNasty als eine mysteriösen jungen Mann mit einem sehr zweifelhaften Charakter. Der Sänger Eddie Jefferson schrieb dazu später für sein Album „Body & Soul“einen Text und skizzierte darin Filthy McNasty als einen sexbesessenen Typen, der seine Zeit damit vertut, in Bars rumzuhängen und in Limousinen durch die Gegend zu kurven.
Silver, 1928 in Norwalk, Connecticut, geboren, bezeichnete sich als Kind der Big-Band-Ära und als „Old street way“-Autodidakt. Als sein Jazz-Schlüsselerlebnis nannte er ein Konzert mit dem Pianisten Art Tatum. Er berichtete im Interview mit dem Autor, dass es danach eigentlich nur zwei Lösungen für ihn gab – entweder damit aufzuhören, professionell Klavier zu spielen, oder einen eigenen, unverkennbaren Stil zu kreieren. Identität und Sound waren fortan seine beiden Schlüsselworte – und es brauchte auch genau zwei Takte Klavier, um „einen“ Silver zu erkennen. In New York schlug er für seine ersten Plattenaufnahmen beim Label Blue Note Art Blakey als Schlagzeuger vor und nannte die Band Horace Silver And The Jazz Messengers. Blakey machte den Namen Jazz Messengers später zum Symbol für Soul-Jazz und Hardbop.
Seinem kapverdischen Vater widmete Silver Mitte der 1960er-Jahre seinen großen Hit „Song For My Father“, seiner Mutter, „my soul sister no. 1″, die Komposition „Serenade To A Soul Sister“ – und später noch „My Mother’s Waltz“, weil Vater und Mutter so gern Walzer tanzten. „We‘ve Got Silver At Six“, den Titel von seiner „Hardbop Grandpop“-CD hatte er Michael Gourrier gewidmet, einem Jazz-DJ in New Orleans, der jeden Montag um 18 Uhr eine Show mit Horace-Silver-Musik sendete. Das sind die Geschichten, die Horace Silver während seiner Live-Auftritte zwischen den Stücken erzählte, „damit die Menschen erfahren, woher wir kommen“. Am 18. Juni ist Horace Silver in seinem Haus in New Rochelle, N.Y., gestorben. Er wurde 85 Jahre alt. Text: Christian Broecking
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