Neues Buch: Rüdiger Carl
Rüdiger Carl gehört zur Erfindergeneration des deutschen Free Jazz – und er kann darüber erzählen: von Berlin, der FMP, von Wuppertal und Frankfurt, wo er seit fast 30 Jahren lebt. In der von ihm und der Galeristin Bärbel Grässlin bewohnten Architekten-Villa hängen Kunstwerke von Manfred Kippenberger, Albert Oehlen und Günther Förg, mit denen Carl eng befreundet war. In dem Buch „Ab Goldap“ erzählt Carl im Gespräch mit Oliver Augst nun seine Lebensgeschichte. Vom ostpreußischen Goldap über Kassel nach Berlin, wo Jost Gebers ihm erste Engagements in kleinen Clubs verschaffte. Seit 1972 macht Carl eigene Platten, Irène Schweizer, Hans Reichel und Sven-Ake Johansson wurden zu langjährigen musikalischen Weggefährten.
1985 hoffte Carl Frankfurt zu einem Zentrum des Free Jazz machen zu können. „Wir haben einfach nur geguckt, Düsseldorf ist zu nah an Köln, bei den Pfeffersäcken in Hamburg gibt es Kunst nur nebenbei, München liebt nur sich selbst, alle wollen nur ihr bisschen Starnberger See, was wollte man da mit der Kunst der 80er-Jahre?“ Der Kulturdezernent Hilmar Hoffmann und der damailge Portikus-Direktor Kasper König zählten zu Carls engen Verbündeten. „Es gab nichts, wo ich dringend hin musste. Es wurde hier wenig riskiert.“ Vor dem Hintergrund entstand 1988 gemeinsam mit Bärbel Grässlin die Reihe „Musik im Portikus“, 1993 gründete er das Forum Improvisierender Musiker (FIM). Saxofone spielt Carl, der in diesem Jahr 70 wurde, schon lang nicht mehr. Gelegentlich hört man ihn noch mit Klarinette oder Akkordeon, wie bei der Einweihungs-Feier des Platzes zu Ehren seines Freundes Matthias Beltz am 6. Juni in Frankfurt.
Das Buch „Ab Goldap. Rüdiger Carl im Gespräch mit Oliver Augst“ wurde herausgegeben von Astrid Ihle und Bastian Zimmermann und ist im Verlag weissbooks erschienen. Es hat 224 Seiten mit zahlreichen Fotos in einem Bildtafel-Teil und kostet 35 Euro, eine CD mit 17 Liedern von Rüdiger Carl liegt dem Buch bei. Das Buchcover wurde von dem Frankfurter Künstler Tobias Rehberger gestaltet.
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