RIP: Phil Woods
Als Phil Woods das Altsaxofon seines Onkels bekommen hatte, war der Junge zwar geblendet vom strahlenden Glanz des Metalls. Doch sein erster Impuls war es, das Instrument einzuschmelzen, um Spielzeugsoldaten daraus zu machen. Er schloss daraufhin den Deckel des Koffers, ließ das Instrument ein Jahr lang liegen und nahm erst dann wieder das Altsaxofon in die Hand, um auf Drängen seiner Mutter Unterricht zu nehmen. Von dem Zeitpunkt an was es um den am 2. November 1931 in Springfield, Massachusetts, geborenen Philip Wells „Phil“ Woods geschehen und er schlug den Weg eines professionellen Jazzsaxofonisten ein. Unterricht etwa bei Lennie Tristano, Klarinettenstudium an der Julliard School in New York und Jam-Sessions unter anderem noch mit Charlie Parker und weiteren Größen des Bebop legten die Grundlage für seinen späteren Erfolg, seine Arbeit kurz darauf als Sideman für Dizzy Gillespie oder Quincy Jones sollte diese Grundlage noch verfestigen.
Doch seine eigene Sprache als Altsaxofonist ebenso wie als Komponist formulierte er dann, als er Ende der 1960er für einige Jahre in der französischen Hauptstadt Paris lebte und mit George Gruntz (Piano), Daniel Humair (Drums) und Henri Texier (Bass) das Quartett European Rhythm Machine bildete. Das Quartett und das Quintett blieben seitdem die Besetzungen seiner Wahl, um nicht nur mit stupender Instrumentaltechnik hochvirtuos die amerikanische Jazzgeschichte abzubilden. Vielmehr war er außer dem Bebop immer auch auf der Suche nach dem Neuem, dem kreativen Impuls in der swingenden Improvisationsmusik der USA, und kompositorisch besaß er stets eine den Intellekt anregende, harmonische und melodische Komplexität, ohne den kickenden Swing der Altvorderen oder die Emotionalität des Blues zu verlieren.
Dabei blieb er aber immer der charmante Mensch, der anekdotenreich und reflektiert aus dem Fundus seines Lebens erzählen konnte, wie unser Autor und Fotograf Arne Reimer feststellen konnte, als er Woods für sein Buch „American Jazz Heroes“ in dessen Heimatdorf Delaware Water Gap in den Appalachen westlich von New York besucht hatte. Wie beispielsweise auch darüber, warum er von Reimer nicht mit dem Saxofon in der Hand fotografiert werden wollte: „Ich fasse mein Saxofon nur an, wenn ich wirklich spiele. Genau wie die Samurai. Sie greifen auch nur zum Schwert, wenn sie kämpfen.“ Am 29. September ist Phil Woods an den Folgen eines Lungenemphysems gestorben, er wurde 83 Jahre alt. Text: Martin Laurentius
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Phil Woods