RIP: Dave Pike
„Wir fühlten uns wie die Jazz-Beatles“ – so das Resümee von Dave Pike über sein Dave Pike Set u.a. mit dem Gitarristen Volker Kriegel, als unser Autor Arne Reimer den Vibrafonisten für sein Buch „American Jazz Heroes“ traf. Kriegel erinnerte sich weitaus nüchterner an diese Zeit mit dem Dave Pike Set. „Das Dave Pike Set hat von Herbst ‚68 bis Ende ‚72 bestanden, und die Musik, die wir machten, fand offene Ohren,“ so Kriegel 1983 – und weiter: „Wir haben zahllose Konzerte gespielt, sechs LPs veröffentlicht, und wir sind auf sämtlichen europäischen Festivals aufgetaucht. Auch in Newport haben wir 1971 gespielt.“ Noch heute erinnert man sich in Berlin daran, als 1969 eine Flugzeug-Ladung englischer Musik-Journalisten nach einem Konzert auf einem Londoner Jazzfestival im November zu den Berliner Jazztagen reisten, um dort noch einmal das Dave Pike Set live auf der Bühne zu erleben.
Dieses deutsch-amerikanische Quartett gilt heute als legendär und stilbildend für eine „Fusion made in Germany“, wie es damals oft in den Medien zu lesen war. Diese Jahre sollten aber für den 1938 in Detroit geborenen Pike auch zur Krux werden. Darüber wird oft vergessen, dass er schon zuvor in seiner kalifornischen Heimat ein gefragter Vibrafonist unter anderem für Herbie Mann und Paul Bley gewesen ist. Und auch seine Bands und Projekte, die Pike nach seiner Rückkehr nach Los Angeles 1973 an den Start gebracht hatte, waren nicht annährend so erfolgreich wie das Dave Pike Set. Selbst die Reunion als New Dave Pike Set für das Jazzfest Berlin 2005 unter anderem mit dem deutschen Keyboarder Christoph Spendel und dem Gitarristen Michael Sagmeister fand zwar eine wohlwollende Beachtung in den Medien, blieb aber ein einmaliges Projekt. Am 3. Oktober ist David Samuel „Dave“ Pike in Del Mar südlich von Los Angeles an den Folgen eines Lungenemphysems gestorben. Text: Martin Laurentius