No Land's Song: Tabubruch im Iran
Diese Woche feiert eine der sehenswertesten Musikdokus der letzen Jahre in den deutschen Kinos Premiere: „No Land’s Song“ erzählt vom mutigen Kampf der persischen Komponistin Sara Najafi gegen die Autoritäten des Mullah-Regimes. Najafi möchte, um die weibliche Stimme im Iran wiederzubeleben, ein Konzert mit fünf solistischen Frauenstimmen in Teheran auf die Beine stellen – ein schier unmögliches Unterfangen, denn Sängerinnen sind im öffentlichen Raum seit der Revolution von 1979 Solo-Auftritte verboten. Den Spießrutenlauf seiner Schwester hat Ayat Najafi, ein in Berlin lebender Regisseur, beklemmend und berührend dokumentiert.
Man kann die Paranoia des Teheraner Alltags hautnah spüren: Immer wenn Najafi bei staatlichen Behörden vorspricht, bleibt die Leinwand konsequent zensurschwarz. Der Zuschauer folgt der Protagonistin an die alten Plätze Teherans, in denen legendäre Sängerinnen wie Qamar oder Delkash Triumphe feierten. Sitzt mit ihr beim Religionsgelehrten, der ihr erklärt, warum die Stimme der Frau wie ein Käse mit zu vielen Zutaten wirkt. Begleitet sie nach Paris, wo sie zu ihren Kolleginnen Élise Caron, Jeanne Cherhal und Emel Mathlouthi für das geplante Konzert eine Brücke baut. Fiebert mit beim absurden ideologischen Eiertanz der Visa- und Zensurhürden, bei der Suche nach Verständigung über die so unterschiedlichen Verhaltensregeln und Tonsysteme. Zum Start des international bereits preisgekrönten Streifens gibt das „No Land’s Song“-Ensemble auch zwei Konzerte: am 21. März im Pavillon Hannover und am 22. März in der Landesvertretung Niedersachsen in Berlin.
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„No Land’s Song“