Gestorben: Papa Wemba
Wenige Falsettstimmen vom schwarzen Kontinent berührten so wie seine, nicht umsonst nannte man Papa Wemba die „Nachtigall“. Nun ist sie verstummt: Der kongolesische Sänger starb am vergangenen Sonntagmorgen mit nur 66 Jahren in Abidjan, nachdem er bei einem Auftritt zusammengebrochen war. Als Vokalist der Gruppe Zaiko Langa Langa konnte man ihn bereits 1974 – noch als Shungu Wembadio – beim Begleitprogramm zum legendären Boxkampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman auf der Bühne sehen. Mit Zaiko und später mit Viva La Musica hat Wemba die kongolesische Rumba revolutioniert, sie mit Rock versehen und ihr mehr Tempo verpasst, war so maßgeblich an der Herausbildung des Soukouss beteiligt. Gleichzeitig wurde er zum Doyen der SAPE-Bewegung, jener afrikanischen Dandys, die sich mit feinstem Zwirn kleideten und so im Protest gegen die ehemaligen Kolonisatoren zeigten, dass auch sie sich mit westlichen Mode-Attributen zu schmücken wissen. Doch Papa Wemba warf sich genauso gerne mit der Kriegerkleidung seines Volkes Tetela in Schale.
Sein Weg nach Europa begann in den 1980ern und er führte über den Weltmusikproduzenten Martin Meissonnier zu RealWorld-Chef Peter Gabriel. Die Alben auf dem Label aus Bath wurden zu Meilensteinen der Weltmusik, besonders die Scheibe „Emotion“, auf der der charismatische Crooner Songs seines aufstrebenden Kollegen Lokua Kanza genauso vorstellte wie ein Cover seines Idols Otis Redding. In den Folgejahren blieb es turbulent: Er veröffentlichte Werke, auf denen er Rap, Salsa und Funk in seine Musik einfließen ließ, und bekam Ärger mit dem Gesetz, da er Menschen als Backgroundsänger außer Landes schmuggelte und daran verdiente. Nachdem er die Zeit im Gefängnis überstanden hatte, erfand er sich mit einer neuen Generation von Landsleuten noch einmal neu, im Ndombolo-Sound, dem Dernier Cri des Soukouss-Universums. Seit dem 24. April ist nicht nur der Kongo um eine schillernde Musikerpersönlichkeit ärmer.