Rio: Musikalischer Widerstand
Am vergangenen Sonntag haben an Rios Copacabana Tausende von Demonstranten im Rahmen eines Konzerts den Rücktritt von Präsident Michel Temer und Neuwahlen gefordert. Temer war durch die Amtsenthebung seiner Vorgängerin Dilma Rousseff vor etwa einem Jahr ins Amt gekommen. Seitdem hat er das Arbeitsrecht gelockert und Pensionen gekürzt, außerdem soll er in Schmiergeldaffären verwickelt sein. Momentan stehen 60 Prozent der Abgeordneten beider Kammern des Kongresses unter Korruptionsverdacht.
An den Protesten nahm ein massives Aufgebot zahlreicher bekannter Musiker teil, unter ihnen Caetano Veloso, der bereits vor einem halben Jahrhundert während der Diktatur als Aktivist in Erscheinung trat. Außerdem schlossen sich der Veranstaltung unter anderem Milton Nascimento, die Rapper Criolo und BNegão und Popstar Maria Gadú an. Übergreifend über alle politische Lager tritt die Bewegung unter dem Schlagwort „O Rio Pelas Diretas Já“ dafür ein, dass das Volk in direkter Wahl seinen nächsten Präsidenten wählen darf. Sie knüpft an die Protestbewegung der 1980er an, die auf die Straße ging, als sich Brasilien von seiner Militärdiktatur befreite. Anfang Juni wird der Oberste Gerichtshof über das weitere politische Verfahren entscheiden.