Köln: Jazz am Rhein 1967/68

Jazz am RheinJazz am RheinEs war ein Festival, das sich selbst gar nicht als solches bezeichnet hatte, sondern schlicht mit „Jazz am Rhein“ überschrieben war. Schon mit dieser Namensgebung wollten die Initiatoren dieses Open-Air-Events, der WDR-Jazzmoderator Dietrich Schulz-Köln und der Kopf der „Jazz trust Cologne“-Initiative, Rainer Brenner, mit dem Kölner Jazzimpresario Gigi Campi im Hintergrund den Anspruch Kölns unterstreichen, nicht mehr nur die „heimliche“ Jazzhauptstadt Deutschlands sein. Das war im September 1967, einer Zeit des Umbruchs also, als in den Universitätsstädten die Studenten auf die Straße gingen, um gegen gesellschaftliche Verkrustungen zu demonstrieren. An zwei Tagen gab es bei 50 Pfennig Eintritt 18 Jazzbands im Kölner Tanzbrunnen und den Rheinwiesen zu hören, die allesamt irgendwie mit der Domstadt verbunden waren.

Natürlich stand Kurt Edelhagen mit einer All-Star-Besetzung seines Orchesters ebenso auf der Bühne wie einer eigens für diesen Anlass von Ingfried Hoffmann zusammengesellten Big Band, den vom Edelhagen-Trompeter Jimmy Deuchar zusammengerufenen Studio All Stars oder eine Sextett-Fassung der für die Emanzipation des europäischen Jazz wegweisenden Kenny Clarke Francy Boland Big Band. 1968 hat man noch einmal zum „Jazz am Rhein“ zusammengerufen, diesmal aber dem Festivalnamen noch ein „International“ vorangestellt. Es wurde erneut versucht, eine Brücke zwischen Mainstream- und Avantgarde-Jazz zu schlagen: unter anderem mit der Maynard Ferguson Big Band, dem Quintet du Hot Club de Rotterdam, der Barrelhouse Jazz Band, dem George Gruntz Trio, dem Peter Trunk Sextet und der Clarke Boland Big Band. Der Westdeutsche Rundfunk schnitt damals die Konzerte mit, die nun in einer opulenten, sechs CDs umfassenden Box natürlich als „Jazz am Rhein“ (Be! Jazz/Bear Family Records) erschienen sind.

Weiterführende Links
Bear Family Records

Text
Martin Laurentius

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