Premiere: International Music Journalism Award
Als die erste Ausgabe des Reeperbahn Festivals in Hamburg im September 2006 an den Start ging, war der Erfolg nicht abzusehen. Das Konzept machte aber schon damals Sinn, weil es von Beginn an kein reines Musikfestival sondern ein Mix aus Konzerten, Messe und Symposium war. Stilistisch war das Reeperbahn Festival auf Pop und Rock ausgerichtet, mit Abstechern zur Elektronik und hin und wieder zum Jazz. Mittlerweile sind diese vier September-Tage in Hamburg ein guter Ort, um musikalisch Unbekanntes zu entdecken. Deshalb lag es für die Veranstalter nahe, 2017 zum ersten Mal auch den „International Music Journalism Award“ auszuloben. „Qualitativ anspruchsvolle journalistische Arbeit ist ein hohes Gut. Dies gilt ungebrochen auch in einer Medienlandschaft, die starken Umwälzungen ausgesetzt ist und immer häufiger fundamental infrage gestellt wird“, heißt es auf der Website des Reeperbahn Festivals. „Das Reeperbahn Festival hat sich der Präsentation und Förderung junger, aufstrebender Musikerinnen und Musiker verschrieben. Zu einer nachhaltigen künstlerischen Entwicklung gehört immer auch die wache, kritische Begleitung des künstlerischen Schaffens. Darum vergeben wir im Jahr 2017 erstmals den Internationalen Preis für Musikjournalismus im Rahmen des Reeperbahn Festivals.“
Bevor am 4. September die Gewinner des ersten „International Music Journalism Award“ bekanntgegeben werden, hat die Jury für die fünf Kategorien eine Shortlist mit den nominierten Musikjournalisten und ihren Artikeln zusammengestellt und veröffentlicht. Uns von Jazz thing freut es natürlich ganz besonders, dass nach dem Sonderpreis des ECHO Jazz für Arne Reimer und seine Bücher „American Jazz Heroes“ und dem „Deutschen Jazzjournalisten Preis“ für Martin Laurentius unser Autor und Redakteur Götz Bühler für den Preis nominiert worden ist – natürlich für seine beachtens- und bemerkenswerte Artikelserie „European Jazz Legends“.
Darin zeichnet Bühler die Karrierewege vieler europäischer Jazzmusiker nach – wie zum Beispiel in der aktuellen Ausgabe die von Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowsky, von Gunter Hampel und Wolfgang Engstfeld. Doch sind seine Porträts beileibe keine Biografien im herkömmlichen Sinn mit dem Aufzählen der verschiedenen Stationen der Musiker. Bühler reist mit dem Fotografen Lutz Voigtländer zumeist in die Heimatstädte der Musiker und lässt diese hauptsächlich sprechen, um deren eigene Perspektive auf ihr Leben und ihr Werk wiederzugeben. Für den Leser wird es dadurch überhaupt erst möglich zu verfolgen, welche Weichen diese Musiker gestellt haben, welche Scheidewege sie gegangen sind, um zu dem zu werden, was sie nun im Alter sind. Zieht man den Fokus auf, dann zeigt sich nicht nur die facettenreiche Jazzszene Europas, die sich längst vom amerikanischen Vorbild emanzipiert hat. Vielmehr sind die teils so gegenläufigen Karrierewege dieser „European Jazz Legends“ auch und gerade ein Spiegelbild der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse im Europa der vergangenen fünf Jahrzehnte, wodurch Bühlers Texte den üblichen musikjournalistischen Rahmen hinter sich lassen.
Weiterführende Links
„European Jazz Legends“
„International Music Journalism Award“